Anwendungsmöglichkeiten für Ricinus communis Globuli

Zusammenfassung

Bei wem?: Patienten, die von einer Behandlung mit Ricinus communis profitieren können, leiden unter massivem Erbrechen, das mit Appetitlosigkeit bei großem Durst einhergeht. Es kann außerdem zu Durchfällen kommen, wobei der Stuhl wässrig ist und unter krampfartigen Schmerzen entleert wird.Die Betroffenen leiden unter generalisierter Schwäche.Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Anregung und Stärkung der Milchproduktion bei stillenden Müttern. Hier kann Ricinus communis unterstützend eingesetzt werden [1] [2] .

Wo wirkt es?: Ricinus communis hat einen starken Bezug zum Magen-Darm-Trakt. Dort wirkt es unterstützend in der Therapie von Erkrankungen die mit wässrigem Durchfall und Erbrechen einhergehen, so etwa bei einer Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis).
Das Mittel hat außerdem Wirkung auf die weibliche Brustdrüse, es regt die Milchproduktion bei Erstgebärenden an oder verstärkt diese bei Müttern, die ihre Kinder sehr lange stillen [1] [2].

In welchem Alter?:Ricinus communis kann sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen eingesetzt werden und ist besonders geeignet bei durch anhaltendes Erbrechen und anhaltenden Durchfall stark geschwächten Personen.

Wahlanzeigende Beschwerden

Information zu Wahlanzeigende Beschwerden

Nach den Angaben der klassischen Homöopathie kann die hier beschriebene Arznei bei all jenen Betroffenen hilfreich sein, die mindestens zwei der folgenden körperlichen Beschwerden aufweisen. Diese müssen in Verbindung mit mindestens einem der genannten Umstände stehen, unter welchen sich die Beschwerden verschlechtern. Je mehr der aufgeführten Punkte auf den Betroffenen zutreffen, desto sicherer wird die Wahl der beschriebenen Arznei.

Hauptbeschwerden

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Patienten, die Ricinus communis benötigen, leiden unter massiven Durchfällen. Diese werden von krampfartigen Schmerzen im gesamten Bauchraum begleitet, und produzieren Stühle in großer Menge. Der Stuhl ähneln im Aussehen dem Kochwasser von Reis (sogenannte „Reiswasserstühle“) oder ist grün, mit Schleim oder Blut belegt und sehr locker. Der Ausgang des Enddarms (Anus) ist entzündet und verursacht bei der Stuhlentleerung (Defäkation) brennende Schmerzen.Zeitgleich kann es bei den Betroffenen zu Übelkeit mit massivem Erbrechen kommen. Die Übelkeit bleibt auch nach der vollständigen Magenentleerung bestehen, es kommt dann zu galligem Erbrechen oder unproduktivem Würgen. Die Patienten haben keinen Appetit aber großen Durst.

Verbesserung:

Verschlechterung: Druck auf den Bauchraum und frische Luft verschlechtert die Beschwerden [1] .

Kopf

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Patienten, die von einer Behandlung mit Ricinus communis profitieren können, leiden unter einem allgemeinen Schwindel und diffusen Kopfschmerzen am Hinterkopf, im Bereich des Ansatzes der Nackenmuskulatur. Diese Schmerzen ziehen zu den Ohren und Augen und verschlimmern sich an der frischen Luft [1] [4].

Gesicht

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Die Betroffenen haben das Gefühl, die Nasen- und Stirnhöhlen sein verschlossen, ähnlich den Symptomen einer Erkältung. Sie hören ein Summen oder Brummen in den Ohren und das Gesicht ist dabei auffallend blass. In einigen Fällen kommt es zu unwillkürlichem Zucken der Muskulatur um den Mund. Die Zunge ist weiß belegt und pelzig [4] .

Verdauungsorgane

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Magen: Die Patienten sind appetitlos und haben großen Durst. Sie leiden unter einem Brennen im Magen sowie unter Sodbrennen und Übelkeit. Es kommt zu Erbrechen. Das Erbrochene ist wässrig, eventuell durch Gallenflüssigkeit leicht grünlich oder dunkel verfärbt und von vereinzelten Schleimfäden durchzogen.Die Magengrube reagiert übersensibel auf Berührungen und verursacht brennende Schmerzen, die kreisförmig ausstrahlen oder in den Bauchnabel schießen. Der Mund der Betroffenen ist sehr trocken [1] [2] .

Darm: Der Darm der Patienten erzeugt ein anhaltendes Grummeln oder Gurgeln, das die gerade Bauchmuskulatur (M. abdomini recti) zum Zusammenziehen bringt und so unter der Haut zu sehen ist. Es kommt zu ununterbrochenen Durchfällen, die von gleichzeitigem Erbrechen und Krämpfen begleitet sind. Der Patient hat die Empfindung, dass der Darm gewaltsam zusammengezogen wird. Wird Druck auf den Bauchraum ausgeübt, so verschlechtert das die Beschwerden[2] [4] .

Der Anus ist entzündet, so dass er rot und schmerzhaft ist. Bei der Stuhlentleerung verursacht er einen brennenden Schmerz.

Der Patient friert, ist schläfrig und sehr geschwächt von den Durchfällen. In einigen Fällen entwickelt er ein begleitendes Fieber[2].

Geschlechtsorgane

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Weiblich: Patientinnen, die von der Einnahme von Ricinus profitieren können, leiden unter zu früh einsetzenden Monatsblutungen, wobei die Blutung sehr dünnflüssig ist. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten zu stillen: Es kann ein völliges Fehlen des Milcheinschusses vorliegen oder die Patientin hat nicht ausreichend Milch. Die Brüste der Patientinnen sind geschwollen und sehr empfindlich, wobei die Schwellung sich bis in die Achselhöhlen ausbreiten kann und Schmerzen in der Armen verursachen kann [4] .

Fieber / Schwitzen / Kälte

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Die Betroffenen entwickeln Fieber, das die Durchfälle und das Erbrechen begleitet. Sie sind sehr geschwächt und fühlen sich matt. Bei der Stuhlentleerung können die Patienten plötzlich Kälteschauer empfinden, die sich nach dem Stuhlgang wieder legen [2] .

Dosierung und Einnahme von Globuli Ricinus communis

Homöopathische Mittel sind aufgrund ihrer guten Verträglichkeit und der ausbleibenden Nebenwirkungen für alle Altersklassen, Stillende und Schwangere geeignet. Bei der Anwendung von Potenzen ab D30 sowie LM- oder Q-Potenzen sollte ein fachkundiger Arzt, ein Homöopath oder eine Hebamme zurate gezogen werden.

Einnahme Empfehlungen und Regeln

  • Für die Selbstbehandlung empfohlen werden meist die Potenzen D6 – D12. Die Behandlung von Schwangeren und Kindern soll stets in Absprache mit Frauenarzt, Hebamme oder Kinderarzt erfolgen.
  • Die Behandlung sollte abgebrochen werden, wenn eine Verschlechterung der Symptome über mehrere Tage anhält.
  • Im Rahmen der Selbstbehandlung sollte stets nur ein Mittel auf einmal versucht werden.
  • Es darf niemals ein schulmedizinisches Medikament eigenmächtig abgesetzt und/oder durch ein Homöopathikum ersetzt werden. Die Einnahme unterstützender Mittel sollte stets mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Auch die Einnahme selbst erfordert besondere Aufmerksamkeit. Unabhängig von der Art der Darreichungsform (Globuli, Tablette oder Tropfen) sind Homöopathika empfindliche Stoffe, deren Wirksamkeit durch äußere Reize möglicherweise beeinflusst werden können. Um eine Heilwirkung nicht zu gefährden, sollten zur Sicherheit folgende Regeln beachtet werden:

  • Vor der Einnahme des Mittels sollten die Mundschleimhäute 15 Minuten frei sein von Speisen und Getränken, Nikotin oder Alkohol.
  • Globuli, aufgelöste Tabletten oder Tropfen zur Vorsicht mit Plastiklöffeln einnehmen.
  • Stark riechende ätherische Öle (Latschenkiefer, Menthol, Kampfer) und Lösungsstoffe (Lacke, Farben, Benzin) sind während der Anwendung zu vermeiden.
  • Minze, Zahnpasta, Kaugummi, Kaffee und Alkohol zur Sicherheit der Wirkung möglichst vermeiden oder den Gebrauch stark einschränken.

Einnahme für Säuglinge und Kleinkinder:

Ein Säugling (bis 12 Monate) bekommt 1 Kügelchen, ein Baby ab dem zweiten bis zum dritten Jahr darf 2 Globuli einnehmen.Größere Kinder bekommen 3 Globuli. Die Globuli werden dem Säugling und Baby einfach in die Wangentasche gelegt. Tropfen (Dilution) werden immer in Wasser gelöst. Sie können auf einem Plastiklöffel gegeben werden oder mit einer Pipette -die in jeder Apotheke zu kaufen ist- in den Mund getropft werden. Praktisch ist es auch, den Schnuller in die wässrige Arzneilösung zu tunken und dem Säugling zu geben. Auch eine Verabreichung über die Trinkflasche kann gut gelingen.

Einnahme für Erwachsene

Die Globuli auf einen Plastiklöffel geben und langsam im Mund zergehen lassen. Tropfen ebenfalls mit einem Plastiklöffel einnehmen. Tabletten können in die Wangentasche gelegt werden, wo sie sich auflösen. Sie können alternativ auch in Wasser gelöst und getrunken werden.

Behandlungsdauer

Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild. In der Regel werden homöopathische Arzneien nur solange eingenommen, bis die Beschwerden geheilt sind oder deutlich besser werden. Zu beachten ist es, dass die Einnahmehäufigkeit variieren kann. Oftmals gehen die Empfehlungen dahin, akuten Beschwerden mit häufigen Einnahmen zu begegnen und die Abstände mit Besserung der Beschwerden zu verlängern. Hohe Potenzen (ab C200) werden in der Regel nur von heilkundigen homöopathischen Ärzten oder Heilpraktikern verordnet und eignen sich nicht zur Selbstbehandlung, da ihre Wirkweise eine andere Dynamik hat, als die der tiefen D-Potenzen.

Wirkungsweise und Nebenwirkungen von Ricinus communis Globuli

Homöopathische Mittel werden als „energetische Arzneien“ bezeichnet. Ihre Wirkung basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip. Das bedeutet, dass die Mittel hier, anders als bei allopathischen Arzneien (Schulmedizin), dem Immunsystem nicht entgegengesetzt werden, sondern unterstützend zum Einsatz kommen. Es geht demnach nicht darum, dem Körper die Arbeit abzunehmen, sondern ihn in seinem natürlichen Tun zu unterstützen. Deshalb bedarf es eines der zu behandelnden Beschwerde ähnelnden Reiz, um diese Selbstheilungskräfte (Hahnemann sprach von der individuellen Lebenskraft) zu aktivieren. Es wird ausdrücklich betont, dass es bei der Anwendung homöopathischer Mittel nicht um eine bloße Beeinflussung der Erkrankung geht, sondern vielmehr um die Belebung der Vis Mediatrix Naturae (Heilkraft der Natur). Sie soll helfen die Beschwerden zu neutralisieren.

Der Gedanke hinter diesem Prinzip ist die Annahme, dass jeder Mensch auf vielfältige Art und Weise mit seinem Umfeld interagiert: die Homöopathie spricht hier vom Prinzip der harmonischen Resonanz. Dies umfasst sowohl positive als auch negative Auswirkungen und äußert sich bei jedem Individuum anders. Diese Auswirkungen werden für die homöopathische Behandlung nutzbar gemacht, indem Lebensenergie (Prana oder Qui genannt) in flüssigen oder trockenen Medien eingeschlossen wird. Bei jedem Verdünnungsschritt des Mediums wird folglich die enthaltene Energie weiter potenziert. Je höher also die Potenz, umso stärker wirkt das Mittel, auch wenn dies mit einer Verdünnung der ursprünglich enthaltenen Substanz einhergeht. Übrig bleibt die Energie, die mit dem Körper interagiert. Die Wirkung höher potenzierter Mittel geht tiefer und hält länger vor.

Aufgrund des unterstützenden Charakters kann es, besonders bei den sogenannten Hochpotenzen (ab C200, LM- und Q-Potenzen), zu einer Erstverschlimmerung der Symptomatik kommen. Sie kann ein paar Tage nach Einnahmebeginn einsetzen und wird als positives Zeichen für die adäquate Reaktion des Körpers gewertet. Ein Ausbleiben der Erstverschlimmerung ist jedoch im Umkehrschluss kein Zeichen mangelnden Erfolges, da längst nicht alle Mittel diese Erstreaktion auslösen (Sulfur ist zum Beispiel bekannt für das vermehrte Auftreten einer Erstverschlimmerung). Besonders häufig wird sie bei der Behandlung chronischer Krankheiten beobachtet.

Die Einnahme homöopathischer Mittel soll grundsätzlich mit dem Ausbleiben der behandelten Beschwerden beendet werden. Bei einer Einnahme über die erforderliche Zeit hinaus (die wohl einzige beschriebene Form der Überdosierung) können die ursprünglichen Symptome zurückkehren, was Hahnemann als „Spätverschlimmerung“ bezeichnete. Diese wird, anders als das erste Auftreten der Beschwerden, nicht behandelt. Stattdessen wird das Mittel nun abgesetzt. In der Regel ebbt die Spätreaktion nach 3 – 4 Wochen von selbst ab.

Alternative homöopathische Mittel zu Globuli Ricinus communis

Resorcinum

Das homöopathische Mittel Resorcinum findet Anwendung bei Muskelschmerzen rheumatischen Ursprungs, bei Schmerzen der Lendenwirbelsäule und bei atemabhängigen Schmerzen des unteren Brustkorbs. Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Erbrechen und Verstopfung mit Beschwerden, die einer Blinddarmentzündung ähneln. Diese Beschwerden treten gehäuft im Sommer auf, was einen Unterscheidungspunkt zum Mittel Ricinus communis darstellt, das typischerweise keine saisonale Häufung zeigt [5] .

Cholos terrapina

Das Mittel Cholos terrapina wird bei Muskelkrämpfen angewendet, im Besonderen bei Krämpfen der Waden aber auch bei Krämpfen der Rumpfmuskulatur [6] .

Arsenicum Album

Arsenicum findet vor allem bei bis zur Ohnmacht entkräfteten Patienten Anwendung. Die Betroffenen klagen über plötzliche Schwäche, Brechdurchfälle, Magen-Darm-Probleme und „wie Feuer brennende“ Körperpartien. Sie haben außerdem großen Durst und einen leicht zu reizenden Magen, aber dennoch Appetit auf säurehaltige Lebensmittel und Kaffee. Typischerweise verschlimmern sich die Beschwerden in der Nacht und treten periodisch auf. An Arsenicum sollte gedacht werden, wenn als Ursache der Beschwerden übermäßiger Alkoholkonsum, Insektenstiche, entzündete Wunden oder verfallene Lebensmittel zu finden sind. All diesen Dingen ist gemein, dass sie Beschwerden einerVergiftung des Körpers verursachen. Dies ist ein deutlicher Punkt zur Unterscheidung des Mittels Arsenicum von dem Mittel Ricinus communis[7].

Veratrum album

Veratum album ist ein Mittel, das besonders bei Symptomen die einem Kreislauf-Schock ähneln angewendet wird. Die Patienten leiden unter allgemeiner Schwäche mit Fieber oder Kälter, sie übergeben sich und können Muskelkrämpfe in Armen und Beinen haben. Außerdem können Verstopfung oder massive Durchfälle auftreten. Die Durchfälle sind wässrig und werden unter Krämpfen ausgeschieden. Im Unterschied zu dem Mittel Ricinus communis haben die Patienten die Veratum album benötigen einen nagenden Hunger und häufig Schluckauf. Die Beschwerden der akuten Kreislaufschwäche stehen allerdings im Vordergrund des Azneimittelbildes [8].

Ricinus communis Globuli: Hintergrundinformationen

Die Pflanze Ricinus communis stammt ursprünglich aus der Region des heutigen Indien. In Nord- und Mitteleuropa wächst sie als einjährige Pflanze, die selten höher als 1,5 Meter groß wird. In subtropischen Regionen und dem Mittelmeerraum ähnelt ihr Wachstum eher einem Baum. Sie erreicht dort Höhen bis zu 13 Meter und ist mehrjährig. Die Blütezeit ist von August bis Oktober und die Blüten von Rizinus communis sind rispenförmig. Aus ihrem Fruchtknoten entstehen die rotbraunen, mit weichen Haaren versehenen Kapselfrüchte, die in sich die Rizinussamen tragen.

Im deutschen Sprachraum hat die Pflanze die Trivialnamen „Läusebaum“, „Wunderbaum“ oder „Christuspalme“. Der Name „Wunderbaum“ geht wohl auf die Nennung des Rizinus in der Bibel als „Kikayon“ (Altes Testament, Buch Noah, 4,6) zurück. Welche religiöse Deutung hinter der Nennung und der zugehörigen biblischen Geschichte steht und welche Bedeutung die Pflanze im gesamt biblischen Kontext hat, ist noch umstritten. Der Name „Christuspalme“ ergab sich wohl auch in diesem Zusammenhang, wobei „Palme“ als laut malerische Übersetzung des lateinischen Wortes „palma“ (flache Hand) angenommen wird. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf die Blattform der Pflanze.

Die Rizinus-Pflanze war schon vor der Antike bekannt. So wurden Rizinus Samen in einigen ägyptischen Sarkophagen gefunden und auf ein Alter von etwa 4000 Jahre geschätzt. Im antiken Griechenland war man ebenfalls mit der Rizinus-Pflanze vertraut und ihre Wurzeln wurden (laut den Schriften von Dioscorides) in der Medizin als Abführmittel verwendet. Im antiken römischen Reich wurde die Pflanze dann „Ricinus“ (lateinisch Zecke) genannt, wahrscheinlich da ihre oben beschriebenen Kapselfrüchte ein ähnliches Aussehen haben. Im Mittelalter geriet die Rizinus-Pflanze in der medizinischen Anwendung in Vergessenheit, bis sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, aus Indien kommend, wieder in Europa eingeführt wurde.

Heute hat Rizinus-Öl (das durch verschiedene Verfahren aus den Samen gewonnen wird) besonders in der Industrie Bedeutung, wo es als Rohstoff für Lacke, Dispersionsfarben und Schmierstoffe eingesetzt wird.

In der Medizin findet es auf Grund seiner hohen Löslichkeit (auch „Polarität“ genannt) Anwendung als Basis für Augentropfen und Sexualhormone.

Innerliche wird es als mildes Abführmittel angewendet. Diese Wirkung des Rizinusöls ist auf die Ricinolsäure zurückzuführen, zu der es im Darm durch Gallensäuren und die Enzyme der Bauchspeicheldrüse (exokriner Pankreas) verdaut wird. In der Geburtshilfe dient es als Wehen einleitendes oder Wehen verstärkendes Mittel. Hierbei beeinflusst dass in der Samenschale enthaltene Rizin die Synthese von körpereigenen Botenstoffen (Prostaglandine) die die Wehenstärke und -Frequenz erhöhen können.

Äußerlich wird Rizinusöl in der Hautpflege angewandt, da es (wiederum auf Grund seiner Löslichkeit oder Polarität) gut in Zellzwischenräume eindringe kann. So wird es bei der Behandlung von Hornhaut, Narben, Altersflecken oder Hämorrhoiden verwendet
.
In der kosmetischen Industrie wird Rizinusöl für Cremes, Wimperntuschen, zur Haarpflege und als Badeölbasis genutzt. Besondere Bedeutung hat es in diesem Bereich in den USA, wo es als „Castor-Oil“ ein sehr beliebtes Hausmittel ist [3] [10] [11].