Anwendungsmöglichkeiten für Solanum nigrum Globuli

Zusammenfassung

Bei wem?: Solanum nigrum wird in erster Linie bei Erkrankungen des Gehirns und des zentralen Nervensystems angewandt. Zu den gebräuchlichen Heilanzeigen (Indikationen) zählen Hirnhautentzündung (Meningitis), Hirnhautreizung mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen während Infektionskrankheiten, Fallsucht (Epilepsie), Migräne, Kopfschmerzen, rasende Verwirrtheitszustände. Geht die Zahnung der Kinder mit Symptomen einer Gehirnreizung wie Fieber und Nackensteifigkeit einher, kann der unterstützende Einsatz von Solanum nigrum in Erwägung gezogen werden. Die Neigung zu Raserei und Tobsuchtstellt ein wichtiges Charakteristikum des Mittels dar. Charakteristisch ist zudem die Ruhelosigkeit der Patienten.

Wo wirkt es?: Zu den organischen Hauptangriffspunkten werden in erster Linie das zentrale Nervensystem und die Augengezählt.

In welchem Alter?: Solanum nigrum kann bei allen Altersstufen verwendet werden.[1][2]

Wahlanzeigende Beschwerden

Information zu Wahlanzeigende Beschwerden

Nach den Angaben der klassischen Homöopathie kann die hier beschriebene Arznei bei all jenen Betroffenen hilfreich sein, die mindestens zwei der folgenden körperlichen Beschwerden aufweisen. Diese müssen in Verbindung mit mindestens einem der genannten Umstände stehen, unter welchen sich die Beschwerden verschlechtern. Je mehr der aufgeführten Punkte auf den Betroffenen zutreffen, desto sicherer wird die Wahl der beschriebenen Arznei.

Hauptbeschwerden

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Charakteristische Leitsymptome des Homöopathikums Solanum nigrum sind rasende Kopfschmerzen, Ruhelosigkeit, Bewusstseinsminderung, Wahrnehmungsstörungen und Verwirrtheitszustände.

Verbesserung:

Verschlechterung: Durch Kälte, durch kalte Luft, Bewegung oder Berührung.

Geist / Gemüt

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Versagen der geistigen Kräfte bei Kopfschmerzen, manische Zustände. Verwirrtheitszustände (Delirien) aufgrund einer körperlichen Ursache wie zum im Rahmen einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) mit Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen, gestörtem Schlaf und gestörten Bewegungsabläufen. Ruhelosigkeit. Ängstlicher Gesichtsausdruck. Neigung zu Tobsucht und Wahnsinn, verbunden mit betörendem Schreien und Kreischen. Der Patient macht komische, nicht nachvollziehbare Gesten und Gebärden. Morgendliches Aufschrecken im Bett. Bisweilen Empfindungen, als würde das Bett sich drehen. Manchmal werden auch fremde Stimmen wahrgenommen.

Kopf

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Kopf: Rasende Kopfschmerzen, Blutandrang (Kongestion) zum Kopf hin. Meningitis. Schwindel mit Fallneigung nach links, der sich beim Sprechen verschlechtert.

Gesicht

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Schmerz über beiden Augen. Geschwollene, stark juckende und verklebte Augenlider. Die Pupillengröße der Augen ändert sich wechselhaft von Weitstellung der Pupille (Mydriasis) zu Engstellung (Miosis). Schlechtes Sehvermögen. Mouches volantes, damit werden kleine Punkte oder fadenartige Gebilde bezeichnet, welche vom Betroffenen aufgrund einer Trübung des Glaskörpers des Auges in seinem Gesichtsfeld wahrgenommen werden. Akuter Schnupfen der Nase mit reichlich wässrigen Absonderungen aus dem rechten Nasenloch. Das linke ist verstopft. Schwärzlich gefärbte Nasenspitze. Geräusche werden so wahrgenommen, als seien sie weit entfernt.

Atmungsorgane / Brust / Herz

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Zusammenschnürendes Gefühl in der Brust mit erschwerter Atmung. Husten mit Kitzeln im Hals und dickem, gelben Ausfluss. Schmerz in der linken Brust, der durch Berührung verstärkt wird.

Verdauungsorgane

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Magenschmerzen erstrecken sich zur rechten Schulter.

Bewegungsorgane

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Missempfindungen (Ameisenlaufen) an den Extremitäten. Schwarz gefärbte Fingerspitzen, stark gerunzelte Finger. Zittern der Oberschenkel oder des ganzen Körpers. Krämpfe der Muskulatur. Nackensteifigkeit.

Haut

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Hautausschlag mit großen, leuchtend roten Flecken.

Fieber / Schwitzen / Kälte

Informationen anzeigen

Informationen ausblenden

Frösteligkeit abwechselnd mit Hitzeempfindung, vor allem bei Fieber. Fieber kann zu Bewusstlosigkeit führen.[1][2]

Dosierung und Einnahme von Globuli Solanum nigrum

Homöopathische Mittel sind aufgrund ihrer guten Verträglichkeit und der ausbleibenden Nebenwirkungen für alle Altersklassen, Stillende und Schwangere geeignet. Bei der Anwendung von Potenzen ab D30 sowie LM- oder Q-Potenzen sollte ein fachkundiger Arzt, ein Homöopath oder eine Hebamme zurate gezogen werden.

Einnahme Empfehlungen und Regeln

  • Für die Selbstbehandlung empfohlen werden meist die Potenzen D6 – D12. Die Behandlung von Schwangeren und Kindern soll stets in Absprache mit Frauenarzt, Hebamme oder Kinderarzt erfolgen.
  • Die Behandlung sollte abgebrochen werden, wenn eine Verschlechterung der Symptome über mehrere Tage anhält.
  • Im Rahmen der Selbstbehandlung sollte stets nur ein Mittel auf einmal versucht werden.
  • Es darf niemals ein schulmedizinisches Medikament eigenmächtig abgesetzt und/oder durch ein Homöopathikum ersetzt werden. Die Einnahme unterstützender Mittel sollte stets mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Auch die Einnahme selbst erfordert besondere Aufmerksamkeit. Unabhängig von der Art der Darreichungsform (Globuli, Tablette oder Tropfen) sind Homöopathika empfindliche Stoffe, deren Wirksamkeit durch äußere Reize möglicherweise beeinflusst werden können. Um eine Heilwirkung nicht zu gefährden, sollten zur Sicherheit folgende Regeln beachtet werden:

  • Vor der Einnahme des Mittels sollten die Mundschleimhäute 15 Minuten frei sein von Speisen und Getränken, Nikotin oder Alkohol.
  • Globuli, aufgelöste Tabletten oder Tropfen zur Vorsicht mit Plastiklöffeln einnehmen.
  • Stark riechende ätherische Öle (Latschenkiefer, Menthol, Kampfer) und Lösungsstoffe (Lacke, Farben, Benzin) sind während der Anwendung zu vermeiden.
  • Minze, Zahnpasta, Kaugummi, Kaffee und Alkohol zur Sicherheit der Wirkung möglichst vermeiden oder den Gebrauch stark einschränken.

Einnahme für Säuglinge und Kleinkinder:

Ein Säugling (bis 12 Monate) bekommt 1 Kügelchen, ein Baby ab dem zweiten bis zum dritten Jahr darf 2 Globuli einnehmen.Größere Kinder bekommen 3 Globuli. Die Globuli werden dem Säugling und Baby einfach in die Wangentasche gelegt. Tropfen (Dilution) werden immer in Wasser gelöst. Sie können auf einem Plastiklöffel gegeben werden oder mit einer Pipette -die in jeder Apotheke zu kaufen ist- in den Mund getropft werden. Praktisch ist es auch, den Schnuller in die wässrige Arzneilösung zu tunken und dem Säugling zu geben. Auch eine Verabreichung über die Trinkflasche kann gut gelingen.

Einnahme für Erwachsene

Die Globuli auf einen Plastiklöffel geben und langsam im Mund zergehen lassen. Tropfen ebenfalls mit einem Plastiklöffel einnehmen. Tabletten können in die Wangentasche gelegt werden, wo sie sich auflösen. Sie können alternativ auch in Wasser gelöst und getrunken werden.

Behandlungsdauer

Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild. In der Regel werden homöopathische Arzneien nur solange eingenommen, bis die Beschwerden geheilt sind oder deutlich besser werden. Zu beachten ist es, dass die Einnahmehäufigkeit variieren kann. Oftmals gehen die Empfehlungen dahin, akuten Beschwerden mit häufigen Einnahmen zu begegnen und die Abstände mit Besserung der Beschwerden zu verlängern. Hohe Potenzen (ab C200) werden in der Regel nur von heilkundigen homöopathischen Ärzten oder Heilpraktikern verordnet und eignen sich nicht zur Selbstbehandlung, da ihre Wirkweise eine andere Dynamik hat, als die der tiefen D-Potenzen.

Wirkungsweise und Nebenwirkungen von Solanum nigrum Globuli

Homöopathische Mittel werden als „energetische Arzneien“ bezeichnet. Ihre Wirkung basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip. Das bedeutet, dass die Mittel hier, anders als bei allopathischen Arzneien (Schulmedizin), dem Immunsystem nicht entgegengesetzt werden, sondern unterstützend zum Einsatz kommen. Es geht demnach nicht darum, dem Körper die Arbeit abzunehmen, sondern ihn in seinem natürlichen Tun zu unterstützen. Deshalb bedarf es eines der zu behandelnden Beschwerde ähnelnden Reiz, um diese Selbstheilungskräfte (Hahnemann sprach von der individuellen Lebenskraft) zu aktivieren. Es wird ausdrücklich betont, dass es bei der Anwendung homöopathischer Mittel nicht um eine bloße Beeinflussung der Erkrankung geht, sondern vielmehr um die Belebung der Vis Mediatrix Naturae (Heilkraft der Natur). Sie soll helfen die Beschwerden zu neutralisieren.

Der Gedanke hinter diesem Prinzip ist die Annahme, dass jeder Mensch auf vielfältige Art und Weise mit seinem Umfeld interagiert: die Homöopathie spricht hier vom Prinzip der harmonischen Resonanz. Dies umfasst sowohl positive als auch negative Auswirkungen und äußert sich bei jedem Individuum anders. Diese Auswirkungen werden für die homöopathische Behandlung nutzbar gemacht, indem Lebensenergie (Prana oder Qui genannt) in flüssigen oder trockenen Medien eingeschlossen wird. Bei jedem Verdünnungsschritt des Mediums wird folglich die enthaltene Energie weiter potenziert. Je höher also die Potenz, umso stärker wirkt das Mittel, auch wenn dies mit einer Verdünnung der ursprünglich enthaltenen Substanz einhergeht. Übrig bleibt die Energie, die mit dem Körper interagiert. Die Wirkung höher potenzierter Mittel geht tiefer und hält länger vor.

Aufgrund des unterstützenden Charakters kann es, besonders bei den sogenannten Hochpotenzen (ab C200, LM- und Q-Potenzen), zu einer Erstverschlimmerung der Symptomatik kommen. Sie kann ein paar Tage nach Einnahmebeginn einsetzen und wird als positives Zeichen für die adäquate Reaktion des Körpers gewertet. Ein Ausbleiben der Erstverschlimmerung ist jedoch im Umkehrschluss kein Zeichen mangelnden Erfolges, da längst nicht alle Mittel diese Erstreaktion auslösen (Sulfur ist zum Beispiel bekannt für das vermehrte Auftreten einer Erstverschlimmerung). Besonders häufig wird sie bei der Behandlung chronischer Krankheiten beobachtet.

Die Einnahme homöopathischer Mittel soll grundsätzlich mit dem Ausbleiben der behandelten Beschwerden beendet werden. Bei einer Einnahme über die erforderliche Zeit hinaus (die wohl einzige beschriebene Form der Überdosierung) können die ursprünglichen Symptome zurückkehren, was Hahnemann als „Spätverschlimmerung“ bezeichnete. Diese wird, anders als das erste Auftreten der Beschwerden, nicht behandelt. Stattdessen wird das Mittel nun abgesetzt. In der Regel ebbt die Spätreaktion nach 3 – 4 Wochen von selbst ab.

Alternative homöopathische Mittel zu Globuli Solanum nigrum

Solanum nigrum stellt ein eher kleines Mittel des homöopathischen Arzneischatzes mit jedoch sehr typischen Leitsymptomen dar. Als wichtigste Alternative kommt vor allem das Mittel Belladonna in Frage.[3][4]

Belladonna

Die wichtigste Alternative zu Solanum nigrum stellt das Mittel Belladonna aus der schwarzen Tollkirsche, Atropa belladonna dar. Nicht nur die Arzneiwirkungen sind sich in gewissen Bereichen sehr ähnlich, sondern auch ihre jeweiligen Ausgangssubstanzen: Die beiden Pflanzen, Solanum nigrum und Atropa belladonna zählen beide zur Familie der Solanaceae (Nachtschattengewächse) und bilden beide giftige Alkaloide, die sich in ihrer Wirkung auf den Menschen ähneln. Das Mittel Belladonna wird ebenfalls bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems eingesetzt, so zum Beispiel bei Meningitis (Hirnhautentzündung) oder bei hämmernden Kopfschmerzen. Auch hier zeigt sich eine Überempfindlichkeit gegen äußere Eindrücke wie Lärm oder helles Licht und eine Neigung zu Tobsucht, Wahnsinn und Raserei. Insgesamt sind heftige Krankheitsverläufe eher ein Indiz für das Mittel Belladonna, besonders wenn begleitend ein hohes Fieber auftritt und Symptome durch Bewegung, Berührung, Erschütterung, Lärm, Licht oder Kälte verschlechtert und durch Rückwärtsbeugen und Ruhe gebessert werden.

Solanum nigrum Globuli: Hintergrundinformationen

Das homöopathische Mittel Solanum nigrum wird aus der frischen, zur Blütezeit gesammelten, ganzen Pflanze des schwarzen Nachtschattens (Solanum nigrum) anhand den Vorschriften 2a und C3 des homöopathischen Arzneibuches (HAB) hergestellt.[1]

Solanum nigrum, ist eine bis zu 70 Zentimeter hohe und einjährige Pflanze, welche vor allem in Menschennähe, an Äckern und Wegesrändern in ganz Europa zu finden ist. Für ihr Wachstum bevorzugt sie gut gedüngte, nährstoffreiche Böden, die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober, in welcher die typisch sternförmigen und weißen Blüten zu sehen sind. Charakteristisch sind die nach der Blüte erscheinenden bis zu einem Zentimeter dicken, eiförmigen und schwarzen Beeren, die in ihrer Form Tomaten ähnlich sind. Der schwarzen Nachtschatten wird zu der botanischen Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) gezählt, einer Pflanzenfamilie, die für die Produktion von Giftstoffen berühmt ist. Aufgrund des Vorkommens diverser potentiell giftiger Alkaloide wird auch der schwarze Nachtschatten meist zu den Giftpflanzen gezählt. Jedoch finden sich auch Berichte, dass er in gewissen Gegenden als Nahrungsmittel dient. Hier ist jedoch äußerste Vorsicht geboten, nur eine genaue Kenntnis der Verarbeitungs- oder Zubereitungsart scheint vor einer Vergiftung schützen zu können. Unter den synonym gebräuchlichen Bezeichnungen finden sich die Namen Hühnertod, Saukraut, Hundsbeere, Mondscheinkraut oder Dullkraut.

Solanum nigrum war bis in das 20. Jahrhundert eine geschätzte Pflanze, die in der Medizin gerne vor allem bei Erkrankungen des Gehirns verwendet wurde. In den pflanzenheilkundlichen Schriften des Altertums taucht die Pflanze bisweilen unter dem Namen Strychnos auf. Der Gattungsname Solanum vom lateinischen Wort „solari“ = schmerzstillend zeugt von der frühen Verwendung als Schmerzmittel, besonders bei Kopf- und krampfhaften Bauchschmerzen. Daneben fand Solanum nigrum als entzündungshemmendes Mittel Anwendung bei Augen-, Magen-, Blasen- oder Nierenentzündungen. In der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) des frühen 20. Jahrhunderts trat vor allem die Anwendung bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems in den Vordergrund: So wurde die Pflanze vor allem als alkoholische Tinktur bei Epilepsie (Fallsucht), Meningitis (Hirnhautentzündung), Kopfschmerzen mit Benommenheitsgefühl, Schwindelanfällen oder bei Reizung des Gehirns oder der Hirnhäute im Rahmen einer Infektionskrankheit, die sich durch Übelkeit, Verwirrtheitszustände oder Krämpfen äußern kann, verordnet. Die äußerliche Anwendung der Tinktur oder des frischen Saftes aus Beeren oder der Pflanze wurde bei Psoriasis (Schuppenflechte) sehr geschätzt.

In der heutigen Pflanzenheilkunde spielt der schwarze Nachtschatten aufgrund seiner potentiellen Giftigkeit keine Rolle mehr.[1][5]