Anwendungsmöglichkeiten für Thiosinaminum Globuli
Zusammenfassung
Bei wem?: Thiosinaminum wird erfolgreich angewandt bei Verwachsungen im Bauchraum zum Beispiel nach Operationen, bei überschießender Narbenbildung (Keloid), bei verhärteten, eingezogenen Narben, die in Gelenknähe eine Funktionseinschränkung der Beweglichkeit des Gelenks bewirken. [3]
Thiosinaminum kann äußerlich in Form von Salben oder innerlich als homöopathische Tinktur oder Globuli angewendet werden.
Wo wirkt es?: Thiosinaminum wirkt vor allem auf das betroffene Narbengewebe und auf Verwachsungen des Bindegewebes.
In welchem Alter?: Thiosinaminum kann in jedem Lebensalter angewendet werden. Eine Anwendung bei Narben kann im Rahmen der Selbstbehandlung erfolgen, ansonsten sollte ein erfahrener Homöopath zu Rate gezogen werden.
Wahlanzeigende Beschwerden
Information zu Wahlanzeigende Beschwerden
Nach den Angaben der klassischen Homöopathie kann die hier beschriebene Arznei bei all jenen Betroffenen hilfreich sein, die mindestens zwei der folgenden körperlichen Beschwerden aufweisen. Diese müssen in Verbindung mit mindestens einem der genannten Umstände stehen, unter welchen sich die Beschwerden verschlechtern. Je mehr der aufgeführten Punkte auf den Betroffenen zutreffen, desto sicherer wird die Wahl der beschriebenen Arznei.
Hauptbeschwerden
Patienten, bei denen Thiosinaminum angezeigt ist, haben Beschwerden durch Narben oder Strikturen. Folgende Leitsymptome können genannt werden:
- Narbenbildung nach Traumen oder OPs mit Funktionseinschränkung in Gelenknähe
- Überschießende Narbenbildung (Keloid)
- Ohrgeräusche durch Narbenbildung im Trommelfell, Tinnitus
- Arteriosklerotischer Schwindel
- Zusammenziehung der Hand und Finger durch Fibrose der Sehnen in der Handinnenfläche (Dupuytren-Kontraktur)
- Die Patienten haben eher dicke Haut und steife Gelenke
Verbesserung: Inhalt
Verschlechterung: Inhalt
Kopf
Bei arteriosklerotischen Schwindel und Ohrenklingen sowie bei Taubheit bedingt durch narbige Verdickung kann es zu Erleichterung führen. Subakute, eitrige Mittelohrentzündungen fallen in das Wirkungsspektrum so wie auch eine Trommelfellverdickung.Bei Tinnitus können ebenfalls gute Erfolge erzielt werden. [3]
Eine langwierige (subakute) eitrige Mittelohrentzündung mit Bildung von Bindegewebsbrücken, die die freie Beweglichkeit der Gehörknöchelchen beeinträchtigen, kann eventuell für den Einsatz von Thiosinaminum sprechen.
Gesicht
Im Gesicht können Narben durch einen Unfall oder Operationen, die überschießend heilen (Keloid) oder Verdickungen aufweisen, auftreten.
Am Auge wirkt es bei einer Umstülpung des Augenlides nach außen infolge Narbenzugs (Ektropium) sowie beiHornhauttrübung und bei der Linsentrübung (Katarakt, Grauer Star). [3]
Verdauungsorgane
Verwachsungen im Bauchraum nach Bauchoperationen und damit verbundene Beschwerden sind typisch für Thiosinaminum. Es kann auch vor bevorstehenden Operationen gegeben werden, um Komplikationen zu vermeiden.
Harnorgane
Verwachsungen und Narben im Urogenitalbereich nach Operationen der Blase und/oder Harnröhre und damit verbundene Beschwerden beim Wasserlassen sind typisch für Thiosinaminum.
Geschlechtsorgane
Ein Symptom kann eine angeborene Verwachsung der Schamlippen (Labien-Synechie) bei kleinen Mädchen sein. [3].
Bei gutartigen aber schmerzhaften Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter (Endometriose) kann Thiosinaminum lindernd wirken. [3]
Bewegungsorgane
Oftmals bestehen Funktionseinschränkungen durch gelenksnahe Narben, die durch Verletzungen oder OPs entstanden sind. Diese Strikturen können an allen Extremitäten auftreten und dadurch die Beweglichkeit der Gelenke behindern.
Eine Zusammenziehung der Hand und Finger durch Fibrose der Sehnen in der Handinnenfläche (Dupuytren-Kontraktur) kann bestehen.
Haut
Es kommt zu einer überschießenden Narbenbildung auf der Haut (Keloid), sowie zu verhärteten, eingezogenen Narben auf der Haut. Ebenfalls kann es bei einer autoimmunbedingten Zusammenziehung und Verhärtung von Bindegewebe (Sklerodermie) kommen. Generell haben die Patienten eher dicke Haut.
Dosierung und Einnahme von Globuli Thiosinaminum
Homöopathische Mittel sind aufgrund ihrer guten Verträglichkeit und der ausbleibenden Nebenwirkungen für alle Altersklassen, Stillende und Schwangere geeignet. Bei der Anwendung von Potenzen ab D30 sowie LM- oder Q-Potenzen sollte ein fachkundiger Arzt, ein Homöopath oder eine Hebamme zurate gezogen werden.
Einnahme Empfehlungen und Regeln
- Für die Selbstbehandlung empfohlen werden meist die Potenzen D6 – D12. Die Behandlung von Schwangeren und Kindern soll stets in Absprache mit Frauenarzt, Hebamme oder Kinderarzt erfolgen.
- Die Behandlung sollte abgebrochen werden, wenn eine Verschlechterung der Symptome über mehrere Tage anhält.
- Im Rahmen der Selbstbehandlung sollte stets nur ein Mittel auf einmal versucht werden.
- Es darf niemals ein schulmedizinisches Medikament eigenmächtig abgesetzt und/oder durch ein Homöopathikum ersetzt werden. Die Einnahme unterstützender Mittel sollte stets mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Auch die Einnahme selbst erfordert besondere Aufmerksamkeit. Unabhängig von der Art der Darreichungsform (Globuli, Tablette oder Tropfen) sind Homöopathika empfindliche Stoffe, deren Wirksamkeit durch äußere Reize möglicherweise beeinflusst werden können. Um eine Heilwirkung nicht zu gefährden, sollten zur Sicherheit folgende Regeln beachtet werden:
- Vor der Einnahme des Mittels sollten die Mundschleimhäute 15 Minuten frei sein von Speisen und Getränken, Nikotin oder Alkohol.
- Globuli, aufgelöste Tabletten oder Tropfen zur Vorsicht mit Plastiklöffeln einnehmen.
- Stark riechende ätherische Öle (Latschenkiefer, Menthol, Kampfer) und Lösungsstoffe (Lacke, Farben, Benzin) sind während der Anwendung zu vermeiden.
- Minze, Zahnpasta, Kaugummi, Kaffee und Alkohol zur Sicherheit der Wirkung möglichst vermeiden oder den Gebrauch stark einschränken.
Einnahme für Säuglinge und Kleinkinder:
Ein Säugling (bis 12 Monate) bekommt 1 Kügelchen, ein Baby ab dem zweiten bis zum dritten Jahr darf 2 Globuli einnehmen.Größere Kinder bekommen 3 Globuli. Die Globuli werden dem Säugling und Baby einfach in die Wangentasche gelegt. Tropfen (Dilution) werden immer in Wasser gelöst. Sie können auf einem Plastiklöffel gegeben werden oder mit einer Pipette -die in jeder Apotheke zu kaufen ist- in den Mund getropft werden. Praktisch ist es auch, den Schnuller in die wässrige Arzneilösung zu tunken und dem Säugling zu geben. Auch eine Verabreichung über die Trinkflasche kann gut gelingen.
Einnahme für Erwachsene
Die Globuli auf einen Plastiklöffel geben und langsam im Mund zergehen lassen. Tropfen ebenfalls mit einem Plastiklöffel einnehmen. Tabletten können in die Wangentasche gelegt werden, wo sie sich auflösen. Sie können alternativ auch in Wasser gelöst und getrunken werden.
Behandlungsdauer
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild. In der Regel werden homöopathische Arzneien nur solange eingenommen, bis die Beschwerden geheilt sind oder deutlich besser werden. Zu beachten ist es, dass die Einnahmehäufigkeit variieren kann. Oftmals gehen die Empfehlungen dahin, akuten Beschwerden mit häufigen Einnahmen zu begegnen und die Abstände mit Besserung der Beschwerden zu verlängern. Hohe Potenzen (ab C200) werden in der Regel nur von heilkundigen homöopathischen Ärzten oder Heilpraktikern verordnet und eignen sich nicht zur Selbstbehandlung, da ihre Wirkweise eine andere Dynamik hat, als die der tiefen D-Potenzen.
Wirkungsweise und Nebenwirkungen von Thiosinaminum Globuli
Homöopathische Mittel werden als „energetische Arzneien“ bezeichnet. Ihre Wirkung basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip. Das bedeutet, dass die Mittel hier, anders als bei allopathischen Arzneien (Schulmedizin), dem Immunsystem nicht entgegengesetzt werden, sondern unterstützend zum Einsatz kommen. Es geht demnach nicht darum, dem Körper die Arbeit abzunehmen, sondern ihn in seinem natürlichen Tun zu unterstützen. Deshalb bedarf es eines der zu behandelnden Beschwerde ähnelnden Reiz, um diese Selbstheilungskräfte (Hahnemann sprach von der individuellen Lebenskraft) zu aktivieren. Es wird ausdrücklich betont, dass es bei der Anwendung homöopathischer Mittel nicht um eine bloße Beeinflussung der Erkrankung geht, sondern vielmehr um die Belebung der Vis Mediatrix Naturae (Heilkraft der Natur). Sie soll helfen die Beschwerden zu neutralisieren.
Der Gedanke hinter diesem Prinzip ist die Annahme, dass jeder Mensch auf vielfältige Art und Weise mit seinem Umfeld interagiert: die Homöopathie spricht hier vom Prinzip der harmonischen Resonanz. Dies umfasst sowohl positive als auch negative Auswirkungen und äußert sich bei jedem Individuum anders. Diese Auswirkungen werden für die homöopathische Behandlung nutzbar gemacht, indem Lebensenergie (Prana oder Qui genannt) in flüssigen oder trockenen Medien eingeschlossen wird. Bei jedem Verdünnungsschritt des Mediums wird folglich die enthaltene Energie weiter potenziert. Je höher also die Potenz, umso stärker wirkt das Mittel, auch wenn dies mit einer Verdünnung der ursprünglich enthaltenen Substanz einhergeht. Übrig bleibt die Energie, die mit dem Körper interagiert. Die Wirkung höher potenzierter Mittel geht tiefer und hält länger vor.
Aufgrund des unterstützenden Charakters kann es, besonders bei den sogenannten Hochpotenzen (ab C200, LM- und Q-Potenzen), zu einer Erstverschlimmerung der Symptomatik kommen. Sie kann ein paar Tage nach Einnahmebeginn einsetzen und wird als positives Zeichen für die adäquate Reaktion des Körpers gewertet. Ein Ausbleiben der Erstverschlimmerung ist jedoch im Umkehrschluss kein Zeichen mangelnden Erfolges, da längst nicht alle Mittel diese Erstreaktion auslösen (Sulfur ist zum Beispiel bekannt für das vermehrte Auftreten einer Erstverschlimmerung). Besonders häufig wird sie bei der Behandlung chronischer Krankheiten beobachtet.
Die Einnahme homöopathischer Mittel soll grundsätzlich mit dem Ausbleiben der behandelten Beschwerden beendet werden. Bei einer Einnahme über die erforderliche Zeit hinaus (die wohl einzige beschriebene Form der Überdosierung) können die ursprünglichen Symptome zurückkehren, was Hahnemann als „Spätverschlimmerung“ bezeichnete. Diese wird, anders als das erste Auftreten der Beschwerden, nicht behandelt. Stattdessen wird das Mittel nun abgesetzt. In der Regel ebbt die Spätreaktion nach 3 – 4 Wochen von selbst ab.
Alternative homöopathische Mittel zu Globuli Thiosinaminum
Drosera

Drosera ( Rundblättriger Sonnentau) ist ein wichtiges Mittel bei Keuchhusten, aber eben auch bei Narben. Narben von Ulzerationen (Geschwüren) oder verfärbte Narben sind eine Indikation. [4]
Graphites

Graphites (Reißblei) wirkt gut bei fetten, frostigen, verstopften Patienten, sie frieren ständig. Narbenkontrakturen oder wunde, nicht heilen wollende Stellen an den Händen sind ein Symptom für Graphites. [4]
Acidum fluoridum

Fluoridum acidum – Patienten sind sehr warmblütig, können die Extreme von Hitze und Kälte im Sommer und Winter nicht ertragen. [5] Sie müssen immerzu in Bewegung sein, und die Narben sind von Bläschen umgeben und werden an den Rändern rot. [2]
Acidum nitricum

Charakteristisch sind Schmerzen wie von Splittern, ein übler Geruch ist häufig festzustellen, Berührung oder Erschütterung verschlimmert ihre Beschwerden. Alte Narben werden schlimmer bei Wetterwechsel. [2]
Silicea

Silicea-Patienten sind nachgiebig, haben ein großes Bedürfnis nach Anerkennung, frieren leicht und sind sehr durstig. Oftmals leiden sie unter wiederkehrenden Infektionen mit Eiterungen. [5] Bei Narbenproblematiken kann Silicea die Narbe weich machen und sie ohne Wucherung abheilen lassen. [5]
Thiosinaminum Globuli: Hintergrundinformationen
Thiosinaminum ist ein Derivat aus Allylthioharnstoff. Dieser wird aus Allylisothiocyanat und Ammoniak hergestellt und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt.
Es wird in der Fotografie als Lösungsmittel für Silberhalogenide sowie zur Empfindlichkeitssteigerung durch chemische Sensibilisierung verwendet.
Es riecht schwach nach Knoblauch, ist weiß, brennbar und schmeckt bitter.
Quellenangaben:
- Boericke William: Handbuch der homöopathischen Materia Medica, Haug Verlag Stuttgart, S. 754
- SR Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre, Urban & Fischer Verlag München, 2004, S. 279, S. 447, S. 621, S. 640
- „Thiosinaminum“:, http://www.homoeopathie-ausbildungen.de/thiosinaminum
- Tyler Margaret L.: Homöoopathische Arzneimittelbilder, Urban & Fischer Verlag München, S. 472ff
- Vermeulen Frans: Synoptische Materia Medica, Kai Kröger Verlag für homöopathische Literatur Groß Wittensee, S. 304, S. 637
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