Rheuma homöopathisch behandeln 

Was ist Rheuma?

Rheuma oder rheumatoide Arthritis ist eine chronisch – entzündliche Erkrankung der Gelenke. Da bei Rheuma häufig mehrere Gelenke betroffen sind, spricht man auch von chronischer Polyarthritis. Ursache sind in der Regel immunologische Prozesse, die körpereigene Strukturen angreifen. Rheuma gehört damit zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Typische Symptome bei Rheuma sind Schwellungen, Überhitzung, Schmerzen und Steifigkeit der betroffenen Gelenke. Eine starke Verschlimmerung am Morgen, sowie eine Besserung durch Bewegung, wenn man sich quasi „warmläuft“, machen Rhus toxicodendron zu einem der wichtigsten Mittel der Homöopathie bei rheumatoider Arthritis. Häufig betroffen sind die Fingergelenke. Bei langen Verläufen einer Therapie kommt es bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zur Gewebszerstörung und Deformierung der betroffenen Gelenke. Daher ist es wichtig, die Krankheit schnell zu diagnostizieren und zu behandeln.

Morbus Bechterew

Ein weiteres Krankheitsbild aus dem rheumatischen Formenkreis ist der Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans). Dabei sind vor allem die Gelenke im Bereich der Wirbelsäule betroffen. Auch im Rahmen von internistischen Erkrankungen wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa) oder Psoriasis kann es zu einer Beteiligung der Gelenke am entzündlichen Geschehen kommen. Eine familiäre Veranlagung kann vorliegen. Aus homöopathischer Sicht ist hier eine miasmatische Betrachtung des Symptome besonders wichtig. Dabei werden krankmachende Grundausprägungen aus der Familie der Patienten betrachtet, die heute als Krankheit auftreten und gentetisch von früheren Generationen weitergegeben werden.
Aber auch andere Körperstrukturen wie Bindegewebe oder Blutgefäße können von den entzündlichen Prozessen betroffen sein. In diesem Fall spricht man von Kollagenosen (Sjögren Syndrom, Lupus erythematodes, systemische Sklerose, Polymyositis) oder Vaskulitiden (Riesenzellarteriitis, Polymyalgia Rheumatica).

Sonderform Juvenile Arthritis

Eine besondere Form von Rheuma ist die juvenile Arthritis, eine rheumatische Erkrankung, die im Kinder- und Jugendalter auftritt.

Arthrose

Bei einer Arthrose – also einer primär degenerativen Veränderung des Gelenkes durch z.B. Fehlbelastung, kann es zu Entzündungen kommen. Man spricht dann von degenerativ – rheumatischen Erkrankungen. Auch hier finden wir den sogenannten Anlaufschmerz, also Schmerz zu Beginn der Bewegung und die Verbesserung durch fortgesetzte Bewegung (Homöopathie mit Rhus toxicodendron). Bei den betroffenen Patienten sind Schmerzen in Ruhe oder ohne besondere Belastung eher selten.
Auch Sehnenscheidenentzündungen (Tendinitis) wie der Tennisellenbogen (Epicondylitis) können hier im weitesten Sinne eingeordnet werden. Folgende homöopathische Mittel können wichtig sein:

  • Rhus toxicodendron  (>zum Mittel Rhus toxicodendron)
  • Ruta graveolens (ausgeprägte Steifigkeit, weniger Verbesserung durch Wärme als bei Rhus toxicodendron und sehr hartnäckige Beschwerden) > zum Mittel und
  • Bryonia alba ist besonders bei Gelenksergüssen und -schwellungen ein hervorragendes homöopathisches Mittel. > zum Arzneimittel Bryonia alba

Fibromyalgie und Homöopathie

Ein weiteres Krankheitsbild, das unter den Gesamtbegriff Rheuma fällt, ist die Fibromyalgie oder Weichteilrheumatismus. Hier werden die Schmerzen vor allem im Bereich der Sehnen und der Muskulatur, sowie an bestimmten tender points empfunden. Das sind einzelne Stellen im Bewegungsapparat, die besonders schmerzempfindlich sind und für die Diagnose eine wichtige Rolle spielen. Auch eine psychosomatische Komponente kann vorliegen, viele Fibromyalgie Patienten leiden zusätzlich unter einer depressiven Symptomatik. Diese Symptome auf psychischer Ebene können wichtige Hinweise bei einer homöopathischen Behandlung sein. Aus homöopathischer Sicht können bei begleitenden depressiven Verstimmungen homöopathische Mittel wie Natrium muraticum und Natrium sulfuricum angezeigt sein. Bei Fibromyalgiepatienten sind eine psychotherapeutische Begleitung und ein gutes Stressmanagement besonders wichtig. Viele betroffene Frauen leiden zudem unter Dysbalancen im Hormonsystem. Bei Fibromyalgiepatienten sind eine psychotherapeutische Begleitung und ein gutes Stressmanagement besonders wichtig.

Homöopathie bei Muskelschmerzen

Homöopathische Mittel bei schmerzenden Muskeln sind:

  • Pulsatilla (wechselnde Schmerzen)
  • Sepia (Besserung durch körperliche Anstrengung) und
  • Cimicifuga (ausgeprägte Steifheit, Muskelschmerzen und depressive Verstimmung)

Aber nicht nur bei Fibromyalgie spielen die Hormone besonders bei Frauen eine Rolle. Es gibt Patientinnen, die eine Verschlechterung ihrer rheumatischen Beschwerden besonders zur Zeit der Menstruation oder in den Wechseljahren haben. Hier sind folgende Mittel in Betracht zu ziehen:

  • Cimicifuga (Rheumatische Beschwerden in Wirbelsäule und großen Gelenken, Muskelschmerzen, depressive Stimmung bei der Menstruation und in den Wechseljahren)
  • Caulophyllum (Hände, Finger, eher kleine Gelenke betroffen, schlechter bei Menstruation, im Klimakterium, nach der Entbindung)

Beide homöopathische Mittel haben wandernde Beschwerden, ebenso wie Pulsatilla! Dabei wechselt der Schmerz von einer Stelle zur anderen.

Stoffwechselerkrankungen wie Osteoporose oder Gicht können ebenfalls rheumatische Beschwerden verursachen. Hier ist eher eine konstitutionelle Behandlung angezeigt, da häufig miasmatische Aspekte eine große Rolle spielen. Zur Akutbehandlung der Gicht ist Colchicum ein sehr bewährtes Mittel der Homöopathie.

Ganzheitlicher Therapieansatz bei Rheuma

Die schulmedizinische Behandlung von rheumatischen Erkrankungen oder entzündlichen Gelenkbeschwerden besteht aus entzündungshemmenden Medikamenten und Schmerztherapie. Daneben kommen auch immunmodulatorisch wirksame Präparat zu Einsatz. Ergänzend sind Physiotherapie, alternative Schmerztherapie mit Naturheilkunde wie z.B. Akupunktur oder physikalische Maßnahmen, sowie eine ernährungsmedizinische Beratung wichtig. Auch die Homöopathie lässt sich perfekt mit diesen Therapien kombinieren.

Homöopathie und Schulmedizin – ein integrativer Ansatz

Rheuma ganzheitlich behandeln. Viele Patienten wünschen sich bei Gelenkbeschwerden einen ganzheitlichen Therapieansatz, da eine rheumatologische Erkrankung ja ein chronischer Prozess ist. Einerseits ist die schulmedizinische Medikation enorm wichtig, um das Fortschreiten der Erkrankung und der damit verbundenen Gewebs- und Gelenkzerstörung vorzubeugen, anderseits sollten die medikamentösen Nebenwirkungen nach Möglichkeit minimiert werden. Komplementärmedizinische Verfahren, Naturheilkunde und homöopathische Globuli können gerade die Schmerzen und Beweglichkeit positiv beeinflussen. Bei der homöopathischen Behandlung von akuten Beschwerden sind die Modalitäten, also die genaue Art und Weise, wie sich die Krankheit oder Beschwerde darstellt, besonders wichtig. Also welche Faktoren beeinflussen die Schmerzen positiv oder negativ.

Wichtige homöopathische Mittel für akute Schmerzen sind:

  • Arnica: große Empfindlichkeit am ganzen Körper, das Bett ist zu hart, schlechter durch Berührung und Erschütterung, Folge von Überanstrengung
  • Bryonia: akute, rasende, stechende Schmerzen, schlechter durch die geringste Bewegung, Druck und liegen auf dem betroffenen Gelenk besser, starke Reizbarkeit, der Patient möchte eher in Ruhe gelassen werden
  • Rhus toxicodendron: Hauptmittel bei Rheumatismus, schlechter morgens und zu Beginn der Bewegung, sowie durch nass-kaltes Wetter, besser durch fortgesetzte Bewegung und warme Anwendung
  • Kalmia: plötzlich einsetzende, ausgeprägte Symptome mit starken Schmerzen, großer Steifigkeit und Knacken in den Gelenken, oft ausgelöst durch Kälteeinbrüche
  • Apis: Akute Beschwerden, Gelenke sind heiß, geschwollen, brennende und stechende Schmerzen, deutliche Besserung durch Kälte
  • Phytolacca: Schmerzen an den Sehnenansätzen und der Knochenhaut (Periost), ausgeprägte Steifigkeit, Beschwerden treten nach Mandelentzündung auf, schlechter durch Hitze
  • Rhododendron: Wichtiges homöopathisches Mittel bei rheumatischen Beschwerden durch Wetterumschwünge, nass-kaltes, stürmisches Wetter, sehr empfindliche Patienten, Reizbarkeit

Wie bei allen chronisch – entzündlichen Erkrankungen spielen eine stabile Darmflora und eine intakte Darmbarriere eine wichtige Rolle zur Stabilisierung des Immunsystems. Auch Mikronährstoffe wie Selen und Vitamin D sind eine sinnvolle Ergänzung in einer ganzheitlichen Therapie von rheumatischen Erkrankungen.

Angewendete Globuli bei Rheuma

Die Vielfalt der homöopathischen Arzneimittel bei rheumatoider Arthritis ist sehr groß, so dass im Folgenden eine Auswahl der gängigsten Mittel vorgenommen wurde. Ein Facharzt sollte dabei immer konsultiert und die Behandlung mit homöopathischen Substanzen mit ihm abgesprochen werden.

Welche Ausprägung trifft auf Sie zu?

Information zu Wahlanzeigende Beschwerden

Nach den Angaben der klassischen Homöopathie ist für die Wahl der richtigen Arznei entscheidend, welche der folgenden Ausprägungen die Beschwerden des Betroffenen am besten beschreiben. Je mehr Punkte einer Ausprägung auf den Betroffenen zutreffen, desto sicherer wird die Wahl der darunter aufgeführten Arznei.

Bei Rheumatischen Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Nervenschmerzen

Begleiterscheinungen sind Schweißausbrüche und Schwindel.

Verbesserung:

Durch frische Luft.

Verschlechterung:

Nachts, bei Berührung, Bewegung.

Angewendete(s) Mittel:

Acidum salicylium

Potenz: D12

Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich

Bei stechenden Schmerzen in den geschwollenen Gelenken

Begleiterscheinungen sind Schwellungen und Rötungen der Gelenke. Außerdem liegen ausgeprägte Berührungsempfindlichkeit und Unruhe vor. Das Mittel ist vor allem bei Betroffenen mit Allergien wirksam

Verbesserung:

Durch Kühlen, frische Luft.

Verschlechterung:

Durch Wärme, Druck, Berührung.

Angewendete(s) Mittel:

Apis mellifica

Potenz: D12

Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich

Bei Schmerzen im Rücken und in der Lende; Gefühl von Mattigkeit und Steifigkeit

Begleiterscheinungen sind vor allem allgemeine Schwäche und der Wechsel der Symptome.

Verbesserung:

Durch Absonderung von Schweiß, Urin und Stuhl.

Verschlechterung:

Durch Bewegung, Erschütterung, langes Stehen.

Angewendete(s) Mittel:

Berberis vulgaris

Potenz: D12

Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich

Bei Neigung zu Ergüssen und Schwellungen, Röte und Hitze, stechenden Schmerzen und Muskelverspannung

Begleiterscheinungen sind das Auftreten akuter entzündlicher Prozesse und stechender Schmerzen. Vor allem ist die rechte Seite betroffen.

Verbesserung:

Durch frische Luft, Ruhe, Druck, dem Liegen auf der erkrankten Seite.

Verschlechterung:

Durch Wärme, Bewegung.

Angewendete(s) Mittel:

Bryonia cretica

Potenz: D12

Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich

Bei Schmerzen und Schwellungen der Gelenke mit ausgeprägter Überempfindlichkeit sowie schmerzhafter, lähmungsartiger Schwäche

Begleiterscheinungen sind Erschöpfung und Appetitlosigkeit. Des Weiteren kann eine Kollapsneigung mit kaltem Schweiß vorliegen. Zudem können Schwellungen und Bewegungsschmerz der Gelenke auftreten sowie eine besondere Kälteempfindlichkeit.

Verbesserung:

Durch Wärme, Ruhe.

Verschlechterung:

Nachts, durch Nässe, Kälte, Anstrengung.

Angewendete(s) Mittel:

Colchicum autumnale

Potenz: D12

Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich

Bei rheumatoiden Schmerzen von unten nach oben ziehend, vor allem in kleinen Gelenken

Eine Begleiterscheinung ist die allgemeine Frostigkeit. Außerdem kann ein Krachen der Gelenke bei deren Bewegung vorliegen.

Verbesserung:

Durch Kälte.

Verschlechterung:

Nachts, durch Wärme, Bewegung.

Angewendete(s) Mittel:

Ledum

Potenz: D12

Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich

Zu beachten:

Im Früh- sowie im fortgeschrittenen Stadium kann eine homöopathische Behandlung oft zu einer Verminderung der Beschwerden führen. Vor allem kindliches Rheuma sowie eine Schuppenpflechtenarthritis (sog. Psoriasis-Arthritis) können häufig durch die richtigen Globuli effektiv behandelt werden.[10]

Es ist generell zu empfehlen, bei Symptomen der rheumatoiden Arthritis einen Facharzt aufzusuchen, der die Diagnose stellt und mit dem Patienten einen Behandlungsplan ausarbeitet.