Anwendungsmöglichkeiten für Primula obconica Globuli
Zusammenfassung
Bei wem?: Primula obconica Globuli können angezeigt sein bei Menschen, die an stark juckenden und brennenden Hauterkrankungen mit nächtlicher Verschlimmerung leiden. Die Beschwerden werden stark verschlechtert durch das Reiben und Kratzen. Befallen sind hauptsächlich das Gesicht und die Extremitäten, besonders die Hände.
Wo wirkt es?: Das homöopathische Einzelmittel Primula obconica Globuli wirkt auf die Haut, insbesondere auf die Haut des Gesichtes und der Extremitäten.
In welchem Alter?: Primula obconica Globuli können in jedem Lebensalter angewendet werden.
Wahlanzeigende Beschwerden
Information zu Wahlanzeigende Beschwerden
Nach den Angaben der klassischen Homöopathie kann die hier beschriebene Arznei bei all jenen Betroffenen hilfreich sein, die mindestens zwei der folgenden körperlichen Beschwerden aufweisen. Diese müssen in Verbindung mit mindestens einem der genannten Umstände stehen, unter welchen sich die Beschwerden verschlechtern. Je mehr der aufgeführten Punkte auf den Betroffenen zutreffen, desto sicherer wird die Wahl der beschriebenen Arznei.
Hauptbeschwerden
- Fiebergefühl bei Hautbeschwerden.
- Nächtliche Verschlimmerung der Beschwerden.
- Nächtliche brennende Schmerzen der Haut und Jucken.
- Hauterkrankungen führen zur Bewegungseinschränkung und Steifheit an den betroffenen Gliedern.
Verbesserung: –
Verschlechterung: Verschlimmerung der Hautausschläge durch Reiben und Kratzen und nachts.
Geist / Gemüt
Ein Gefühl der Benommenheit oder von Betäubheit kann bestehen.
Gesicht
Im Gesicht kann es zum Auftreten entzündeter Flecke und feuchter, nässender Ekzeme kommen. Ein Ausschlag mit Knötchenbildung darin (papulöses Ekzem) kann am Kinn auftreten. Nesselsuchtartige Hautausschläge (Urtikaria). Brennende Hitze des Gesichts oder brennender Schmerz. Brennen und Schmerz sind schlimmer nachts. Geschwollene Augenlider. Wassersuchtartige (ödematöse) Schwellung der Lider. Die Lider sind halb geschlossen oder werden unwillkürlich geschlossen. Steifheit und Unbeweglichkeit der Augenlider. Die Lider sind mit großen Blasen bedeckt. Brennende Reizung der Augen und Lider, auch von Nasenlöchern und Mund.
Verdauungsorgane
Ein Schmerz im Rachen tritt im Wechsel mit einer Reizung des Gesichtes auf. Es können ausgeprägte Schmerzen in der Lebergegend bestehen und ein weniger heftiger Schmerz in der Region der Milz. Die Schmerzen erscheinen oder verstärken sich durch Beugen von einer Seite zur anderen.
Bewegungsorgane
Rheumatische Schmerzen in der Schultergegend. Knacken in den Gelenken, besonders in den Fingergelenken. Feuchtes Ekzem über den Gelenken. Die Haut ist dort aufgesprungen, wie nach der Einwirkung von starkem Frost. Risse an den Fingergelenken. Trockenheit und Hitze in den Hautflächen. Aufgesprungene Hände. Die rechte Hand ist stärker betroffen als die linke. Flecke, rote Verfärbung und Bläschenbildung besonders an den Händen und Fingern. Hautausschläge zwischen den Fingern. Rote Verfärbung des Handrückens mit Jucken, das nach dem Reiben und Kratzen noch „zehnmal stärker“ wird. Blutende Ekzeme am Unterschenkel.
Haut
Brennende Reizung mit Verhärtung der Haut von Gesicht, äußerem Hals und dem größten Teil des Körpers. Es kann ein intensives Jucken der gesamten Haut bestehen, welches nachts schlimmer ist. Die Haut ist dann rot und geschwollen wie bei einer Wundrose (Erysipel). Kleine Knötchen (Papeln) mit erhabener Basis. Feuchtes Ekzem, Knötchen und Bläschen. Bildung kleiner Blutblasen. Ein starkes Abschuppen der Haut legt tiefere Hautschichten (Papillarschicht) frei. Durch eine starke Schwellung der Haut kommt es zu einer Unbeweglichkeit der leidenden Teile.
Fieber / Schwitzen / Kälte
Die Symptome der Haut werden von einem Fiebergefühl begleitet. Auch kann es während der Hitze im Fieber zu Hautausschlägen kommen. Nachts fiebrig. Die Hände und das Gesicht brennen, danach tritt ein unerträgliches Jucken auf.
Dosierung und Einnahme von Globuli Primula obconica
Homöopathische Mittel sind aufgrund ihrer guten Verträglichkeit und der ausbleibenden Nebenwirkungen für alle Altersklassen, Stillende und Schwangere geeignet. Bei der Anwendung von Potenzen ab D30 sowie LM- oder Q-Potenzen sollte ein fachkundiger Arzt, ein Homöopath oder eine Hebamme zurate gezogen werden.
Einnahme Empfehlungen und Regeln
- Für die Selbstbehandlung empfohlen werden meist die Potenzen D6 – D12. Die Behandlung von Schwangeren und Kindern soll stets in Absprache mit Frauenarzt, Hebamme oder Kinderarzt erfolgen.
- Die Behandlung sollte abgebrochen werden, wenn eine Verschlechterung der Symptome über mehrere Tage anhält.
- Im Rahmen der Selbstbehandlung sollte stets nur ein Mittel auf einmal versucht werden.
- Es darf niemals ein schulmedizinisches Medikament eigenmächtig abgesetzt und/oder durch ein Homöopathikum ersetzt werden. Die Einnahme unterstützender Mittel sollte stets mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Auch die Einnahme selbst erfordert besondere Aufmerksamkeit. Unabhängig von der Art der Darreichungsform (Globuli, Tablette oder Tropfen) sind Homöopathika empfindliche Stoffe, deren Wirksamkeit durch äußere Reize möglicherweise beeinflusst werden können. Um eine Heilwirkung nicht zu gefährden, sollten zur Sicherheit folgende Regeln beachtet werden:
- Vor der Einnahme des Mittels sollten die Mundschleimhäute 15 Minuten frei sein von Speisen und Getränken, Nikotin oder Alkohol.
- Globuli, aufgelöste Tabletten oder Tropfen zur Vorsicht mit Plastiklöffeln einnehmen.
- Stark riechende ätherische Öle (Latschenkiefer, Menthol, Kampfer) und Lösungsstoffe (Lacke, Farben, Benzin) sind während der Anwendung zu vermeiden.
- Minze, Zahnpasta, Kaugummi, Kaffee und Alkohol zur Sicherheit der Wirkung möglichst vermeiden oder den Gebrauch stark einschränken.
Einnahme für Säuglinge und Kleinkinder:
Ein Säugling (bis 12 Monate) bekommt 1 Kügelchen, ein Baby ab dem zweiten bis zum dritten Jahr darf 2 Globuli einnehmen.Größere Kinder bekommen 3 Globuli. Die Globuli werden dem Säugling und Baby einfach in die Wangentasche gelegt. Tropfen (Dilution) werden immer in Wasser gelöst. Sie können auf einem Plastiklöffel gegeben werden oder mit einer Pipette -die in jeder Apotheke zu kaufen ist- in den Mund getropft werden. Praktisch ist es auch, den Schnuller in die wässrige Arzneilösung zu tunken und dem Säugling zu geben. Auch eine Verabreichung über die Trinkflasche kann gut gelingen.
Einnahme für Erwachsene
Die Globuli auf einen Plastiklöffel geben und langsam im Mund zergehen lassen. Tropfen ebenfalls mit einem Plastiklöffel einnehmen. Tabletten können in die Wangentasche gelegt werden, wo sie sich auflösen. Sie können alternativ auch in Wasser gelöst und getrunken werden.
Behandlungsdauer
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild. In der Regel werden homöopathische Arzneien nur solange eingenommen, bis die Beschwerden geheilt sind oder deutlich besser werden. Zu beachten ist es, dass die Einnahmehäufigkeit variieren kann. Oftmals gehen die Empfehlungen dahin, akuten Beschwerden mit häufigen Einnahmen zu begegnen und die Abstände mit Besserung der Beschwerden zu verlängern. Hohe Potenzen (ab C200) werden in der Regel nur von heilkundigen homöopathischen Ärzten oder Heilpraktikern verordnet und eignen sich nicht zur Selbstbehandlung, da ihre Wirkweise eine andere Dynamik hat, als die der tiefen D-Potenzen.
Wirkungsweise und Nebenwirkungen von Primula obconica Globuli
Homöopathische Mittel werden als „energetische Arzneien“ bezeichnet. Ihre Wirkung basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip. Das bedeutet, dass die Mittel hier, anders als bei allopathischen Arzneien (Schulmedizin), dem Immunsystem nicht entgegengesetzt werden, sondern unterstützend zum Einsatz kommen. Es geht demnach nicht darum, dem Körper die Arbeit abzunehmen, sondern ihn in seinem natürlichen Tun zu unterstützen. Deshalb bedarf es eines der zu behandelnden Beschwerde ähnelnden Reiz, um diese Selbstheilungskräfte (Hahnemann sprach von der individuellen Lebenskraft) zu aktivieren. Es wird ausdrücklich betont, dass es bei der Anwendung homöopathischer Mittel nicht um eine bloße Beeinflussung der Erkrankung geht, sondern vielmehr um die Belebung der Vis Mediatrix Naturae (Heilkraft der Natur). Sie soll helfen die Beschwerden zu neutralisieren.
Der Gedanke hinter diesem Prinzip ist die Annahme, dass jeder Mensch auf vielfältige Art und Weise mit seinem Umfeld interagiert: die Homöopathie spricht hier vom Prinzip der harmonischen Resonanz. Dies umfasst sowohl positive als auch negative Auswirkungen und äußert sich bei jedem Individuum anders. Diese Auswirkungen werden für die homöopathische Behandlung nutzbar gemacht, indem Lebensenergie (Prana oder Qui genannt) in flüssigen oder trockenen Medien eingeschlossen wird. Bei jedem Verdünnungsschritt des Mediums wird folglich die enthaltene Energie weiter potenziert. Je höher also die Potenz, umso stärker wirkt das Mittel, auch wenn dies mit einer Verdünnung der ursprünglich enthaltenen Substanz einhergeht. Übrig bleibt die Energie, die mit dem Körper interagiert. Die Wirkung höher potenzierter Mittel geht tiefer und hält länger vor.
Aufgrund des unterstützenden Charakters kann es, besonders bei den sogenannten Hochpotenzen (ab C200, LM- und Q-Potenzen), zu einer Erstverschlimmerung der Symptomatik kommen. Sie kann ein paar Tage nach Einnahmebeginn einsetzen und wird als positives Zeichen für die adäquate Reaktion des Körpers gewertet. Ein Ausbleiben der Erstverschlimmerung ist jedoch im Umkehrschluss kein Zeichen mangelnden Erfolges, da längst nicht alle Mittel diese Erstreaktion auslösen (Sulfur ist zum Beispiel bekannt für das vermehrte Auftreten einer Erstverschlimmerung). Besonders häufig wird sie bei der Behandlung chronischer Krankheiten beobachtet.
Die Einnahme homöopathischer Mittel soll grundsätzlich mit dem Ausbleiben der behandelten Beschwerden beendet werden. Bei einer Einnahme über die erforderliche Zeit hinaus (die wohl einzige beschriebene Form der Überdosierung) können die ursprünglichen Symptome zurückkehren, was Hahnemann als „Spätverschlimmerung“ bezeichnete. Diese wird, anders als das erste Auftreten der Beschwerden, nicht behandelt. Stattdessen wird das Mittel nun abgesetzt. In der Regel ebbt die Spätreaktion nach 3 – 4 Wochen von selbst ab.
Alternative homöopathische Mittel zu Globuli Primula obconica
Rhus toxicodendron
Rhus toxicondendron (Giftsumach) [4] – Kranke, die Rhus toxicodrendron benötigen, können an roter, geschwollener Haut mit heftigem Jucken leiden. Auch Nesselsucht (Urtikaria), Bläschenbildung, Herpes simplex und Wundrose (Erysipel) können auf die Arznei hinweisen. Eiternde Bläschen. Entzündung des Bindesgewebes und geschwollene Drüsen. Die Haut kann steif, dick und trocken sein. Die Hautausschläge brennen und neigen zur Schuppenbildung. Warme Anwendungen, wie heißes Baden und Waschen bessern die Hautausschäge. Reiben bessert den Juckreiz, wobei Kratzen verschlechtert.
Mezereum
Mezereum (Seidelbast) [5]– Mezereum ist eine weitere pflanzliche Arznei mit einer starken Wirkung bei Hautreizungen. Ekzeme mit unerträglichem Jucken. Im Gegensatz zu Primula obconica mit seinem ausgeprägtem Brennen kann es bei Mezereum zu Frösteln mit starken Juckreiz, abends im Bett, kommen. Die Arznei kann in einigen Fällen von Gürtelrose (Herpes zoster) hilfreich sein. Hierbei bestehen brennende Schmerz in dem Hautauschlag und Juckreiz. Die Berührung der Haut kann den Juckreiz auslösen oder verstärken.
Fagopyrum esculentum
Fagopyrum esculentum (Buchweizen) [6] – Auch diese Arznei hat eine ausgeprägte Wirkung auf die Haut. Es kommt zu starkem Juckreiz. Trockene Ekzeme, juckende Hautröte (Erytheme) und Altersjuckreiz (Pruritus senilis) können seine Anwendung erfordern. Jucken und Brennen der Augen. Juckreiz der äußeren weiblichen Genitalien. Ähnlich wie bei Primula obconica findet man bei Fagopyrum ein heftiges Jucken und Armen und Beinen, sowie tief in den Händen. Das Jucken wird schlimmer abends und beim zu Bett gehen. Es verstärkt sich durch Kratzen. Der Juckreiz wird gebessert durch Baden der leidenenden Teile in kaltem Wasser.
Primula obconica Globuli: Hintergrundinformationen
Das homöopathische Arzneimittel Primula obconica Globuli wird aus der Tinktur der ganzen frischen Becher- oder Giftprimel hergestellt. Die Pflanze ist in zentralen und südlichen Provinzen Chinas, sowie in Tibet und Thailand heimisch. Sie wächst in Wäldern und Dickichten, auch auf felsigen Standorten in Höhenlagen auf Kalksteinfelsen. Das Gift der Becherprimel sitzt in ihren Drüsenhaaren, die leicht brechen und dann eine hautreizende Flüssigkeit absondern. Bei empfindlichen Menschen kann es zu Vergiftungssymptomen der Haut kommen, ohne dass sie in den direkten Kontakt mit der Pflanze kommen. Hier genügt der Aufenthalt in der Nähe der Pflanze. Diese Reaktion ist ähnlich bei Personen, die auf den ebenfalls in der Homöopathie verwendeten Giftsumach (Rhus toxicondendron) empfindlich reagieren.
Quellenangaben:
- William Boericke, Handbuch der homöopathischen Materia medica, Haug (1990), S.624
- Armin Seideneder, Mitteldetails der homöopathischen Arzneimittel, Similimum – Verlag, 2007, Bd.3, S.4801-4802
- Roger van Zandvoort, Complete Repertory, 2015, Complete Dynamics - Software, Version 15.6
- Boericke (1990), S.652-655
- Boericke (1990), S.520-521
- Boericke (1990), S.329-330
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