Der Placebo-Effekt in der Schulmedizin

Von einem Placebo-Effekt spricht man in der Schulmedizin, wenn ein im chemischen Sinne unwirksames Medikament einen Rückgang der Symptome und Beschwerden bewirkt. Die Voraussetzung für diesen erstaunlichen Effekt ist, dass der Patient nicht ahnt, welche Art von Medikament ihm da verabreicht wurde. Allein sein Vertrauen in die Wirkung der Medizin ruft diese Wirkung hervor. Dass der Placebo-Effekt existiert, ist inzwischen vielfach nachgewiesen und gibt Schulmedizinern und Pharmakologen noch immer Rätsel auf. Das Ursache-Wirkungs-Prinzip ist eine wesentliche Grundannahme der modernen Medizin, die durch diesen Effekt scheinbar infrage gestellt wird. In Studien machen sich Wissenschaftler das Phänomen zunutze, um die Wirksamkeit von Medikamenten und Behandlungsmethoden zu testen. Unter den Probanden befindet sich eine sogenannte Placebo-Gruppe. Diesen Studienteilnehmern werden ohne ihr Wissen wirkstofflose Präparate verabreicht. Ist der Effekt des zu erprobenden Medikaments nicht stärker als der Placebo-Effekt, gilt es als unwirksam. Auch Patienten, die ein Arzt als Hypochonder und Simulanten einstuft, werden in der Schulmedizin häufig mit Placebos behandelt. [2]

Unarzneiliche Globuli in der Homöopathie

Geschulte und erfahrene Homöopathen machen sich den Placebo-Effekt auf andere Art und Weise nutzbar. In der Homöopathie gibt es keine Unterscheidung von psychosomatischen und „echten“ Krankheiten. Jedes Leiden wird den Prinzipen der homöopathischen Heillehre gemäß behandelt. Nimmt der Homöopath eine starke Gemütsbeteiligung bei der Entstehung der Symptome wahr, behandelt er diese mit Arzneien, die dem Ähnlichkeitsprinzip entsprechend bei dieser Art von Gemütssymptomatik wirksam sind. Kein Patient wird einfach mit einem Placebo nach Hause entlassen. [1]

Unarzneiliche Globuli sind kleine Kügelchen aus Zucker (oder Xylit), die keine verdünnte und potenzierte Grundsubstanz enthalten. Sie werden besonders bei der Behandlung chronischer Krankheiten eingesetzt, bei der hochpotenzierte Mittel mit starker Wirkung verabreicht werden. Diese speziellen, von Laien nur selten verwendeten Arzneien, wirken mitunter besonders schnell. Daher sind nur wenige Gaben des Mittels nötig. Der Patient aber, der aufgrund seiner starken Beschwerden erwartet, über einen längeren Zeitraum hinweg behandelt zu werden, sollte in seiner Erwartung nicht enttäuscht und verunsichert werden. Deshalb kann der Homöopath in einem solchen Fall unarzneiliche Globuli verabreichen, die den Patienten beruhigen, sodass der Behandlungserfolg nicht gefährdet wird [1]. Hahnemann, der Entdecker der homöopathischen Heillehre, befürwortet dieses Vorgehen ebenfalls. Er schreibt:

„Wenn mich ein am unrechten Orte bedenklicher, homöopathischer Arzt fragt, wie er die vielen Tage nach einer Gabe Arznei, damit sie die gedachte, lange Zeit ungestört fortwirken könne, auszufüllen, und den täglich Arznei verlangenden Kranken unschädlich zu befriedigen habe, so entgegne ich mit zwei Worten, daß man ihm täglich eine Gabe Milchzucker […] zur gewöhnlichen Einnahme-Zeit zu geben habe. Ich bemerke hiebei, daß ich den Milchzucker zu dieser Absicht für eine unschätzbare Gabe Gottes ansehe.“ [3]