Fachliche Hintergründe zur Tiefpotenz
Samuel Hahnemann, der Begründer der homöopathischen Lehre, hat niemals mit D-Potenzen experimentiert oder behandelt. Er entwickelte die C-Potenz Verdünnung von Beginn an und die Q-Potenz (1:50000 Verdünnung) erst in seinen letzten zehn Lebensjahren.[1] Gerade seine schulmedizinischen Kollegen trauten seinen hohen Verdünnungen keine Heilwirkungen zu. Sie wussten, dass in C-Potenzen oder in Q-Potenzen kein Molekül Arzneistoff mehr vorhanden ist: Heilung mit Nichts. Hahnemanns Theorien über Krankheit, Gesundheit und Behandlung leuchteten den alten homöopathischen Ärzten zwar ein, aber so ganz verließen sie sich nicht auf die extrem verdünnten Arzneien: Sie folgten Hahnemann in der Theorie, doch in der Praxis behandelten Sie mit entwickelten D-Potenzen (1:10 Verdünnungen), in denen nachweislich noch Arzneiwirkstoffe vorhanden waren. Das nennt der Homöopath heute die naturwissenschaftlich kritische Richtung.
D-Potenzen in Laienhänden
Hahnemann stellte in seiner Praxis fest, dass hoch verdünnte und potenzierte Arzneien feinsinniger, subtiler wirkten. Dass Körper, Geist und Seele auf hohe und höhere Potenzen (C- und Q-Potenzen) umfassender reagiert. [2] Doch subtile Reaktionsweisen der Patienten machen es notwendig, die Symptome sehr genau und regelmäßig zu beobachten und den Verlauf gut einzuschätzen. Erkenntnisse mit D-Potenzen, die zuerst Ärzte der naturwissenschaftlich-kritischen Richtung machten, deuteten darauf hin, dass die tiefen Potenzen eher auf das erkrankte Organ bezogen wirken.[1] Da alle Homöopathika bestimmte Wirkungen auf einzelne Organe haben, ist eine Verordnung bei akuten Symptomen ab und an einfach nachzuvollziehen. So wurden aus Versuchen mit D-Potenzen etliche Erfahrungen und aus den Erfahrungen schließlich Anwendungshinweise für Laien.
Laien sind gut beraten mit D-Potenzen
Da D-Potenzen nur sehr selten feinsinnig auf den gesamten Organismus wirken, sind sie einfacher anzuwenden. Das Prinzip für die Einnahme und Wahl ist es, dass ein akutes Problem vorhanden ist an einem bestimmten Organ: Kopfschmerzen zum Beispiel. Dann kann der Laie anhand der Art, Dauer, Ausdehnung und Modalitäten über Ratgeber selbst herausfinden, welche homöopathische Arznei helfen könnte. Eine Arznei, die in ihren Heilwirkungen genau diese Art Kopfschmerzen aufweist und schon oft geheilt hat, zum Beispiel. Mit einer D-Potenz bis zur Höhe der D 12 kann der Laie einen Versuch wagen, die Schmerzen zu lindern.[3] Werden sie Kopfschmerzen nach einer empfohlenen Anwendungszeit der D-Potenzen nicht besser, sollte er das Mittel absetzen und einen Arzt aufsuchen. Auswirkungen auf seine Seele, seinen Geist, hat ein Laie bei diesen Potenzen und kurzfristiger Anwendung nicht zu befürchten: D-Potenzen wirken überwiegend auf das Organ, für das die Arznei sorgfältig gewählt wurde.
Zu beachten
Es gibt übersensible Patienten, die in sehr seltenen Fällen auf D-Potenzen mit einer Verstärkung ihrer Symptome reagieren können. So ist auf jeden Fall anzuraten: Niemals länger als drei Tage selbst behandeln! Absetzen, sobald der Zustand schlechter wird und einen Arzt aufsuchen, wenn die Beschwerden nicht vergehen.
Quellenangaben:
- Mezger, Julius: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre, Haug, 1977
- Classen, Carl: Hahnemanns Organon der Heilkunst-Studienausgabe, Sonntag, 2002
- Köhler, Gerhard: Lehrbuch der Homöopathie, Bd.I, Hippokrates, 1982
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