Was sind Komplexmittel?

Noch zu Lebzeiten Samuel Hahnemanns, des Erfinders und Erforschers der Homöopathie, kam die Idee auf, verschiedene homöopathische Einzelmittel zu kombinieren und so einen umfassenderen Behandlungserfolg zu erzielen. Hahnemanns Schüler Karl Julius Aegidi unterhielt einen Briefwechsel mit seinem Lehrer, im Laufe dessen er versuchte, diesen von der Wirksamkeit der „Doppelmittel“ zu überzeugen. Obwohl Hahnemann, ein strikter Verfechter von Einzelmitteln, während dieses Dialogs seine Meinung zu ändern schien, blieb er doch am Ende bei seiner Überzeugung: Einzelmittel sollten nicht miteinander kombiniert werden. Erst im 19. Jahrhundert gelang es Arthur Lutze, der spät promovierte und die erste homöopathische Klinik in Köthen gründete, Komplexmittel in der homöopathischen Schule zu etablieren. [1][2][3][4] Der Erfolg einer homöopathischen Behandlung hängt üblicherweise hauptsächlich von der Wahl des richtigen Mittels ab. Dabei werden die Beschwerden des Patienten nach dem Ähnlichkeitsprinzip mit dem Arzneimittelbild des jeweiligen Mittels abgeglichen. Die Anwendung von Komplexmitteln dagegen macht dieses Verfahren überflüssig. Die Mischungen werden je nach ihren Hauptanwendungsgebieten zusammengestellt. [1][3] Die Kombination von Präparaten, von denen eines fiebersenkend wirkt, ein anderes die Abwehrkräfte stärkt und ein drittes eitrigen Schnupfen kuriert, ergibt beispielsweise ein Komplexmittel gegen Erkältungen. Zur Anwendung und Auswahl des Mittels verzichtet der Patient auf die üblichen homöopathischen Kriterien, sondern richtet sich lediglich nach der Diagnose. [1] Weil Komplexmittel so einfach anzuwenden sind und für ihren Gebrauch keine Kenntnisse der homöopathischen Lehre erforderlich sind, erfreuen sie sich vor allem bei Laien besonderer Beliebtheit. Sie werden hauptsächlich bei diffusen Krankheitsbildern wie grippalen Infekten (Erkältungen), rheumatischen Beschwerden oder inneren Unruhezuständen angewendet. [3]

Anwendung und Dosierung

Homöopathische Komplexmittel sind in den meisten Apotheken in Form von Tropfen und etwas seltener von Tabletten erhältlich. Sie sind häufig besonders niedrig potenziert und enthalten zum Teil sogar die von Homöopathen kaum verwendeten Urtinkturen. Deshalb sollte vor der Einnahme sichergestellt werden, dass der Patient nicht an Allergien gegen die enthaltenen Bestandteile leidet. Die Anwendung wird in der Regel dreimal täglich empfohlen, solange bis die Symptome nachlassen. [1] Ob durch Komplexmittel tatsächlich größere Behandlungserfolge erzielt werden können als durch die Verwendung von Einzelmitteln, kann nicht abschließend geklärt werden. In jedem Fall sollte aber bei einer Verschlechterung des Zustandes oder bei nicht abklingenden Symptomen ein Arzt konsultiert werden, um ernsthafte Grunderkrankungen auszuschließen und eventuell notwendige Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. [1]