Wenn der Partner, ein naher Angehöriger, ein Freund oder sogar ein Kind stirbt, tut sich für uns erst einmal ein Abgrund auf. Eine wahre Flutwelle an Gefühlen reißt uns den Boden unter den Füßen weg und wir glauben, den Verlust und den Kummer nicht ertragen zu können. Doch ob wir wollen oder nicht, wir kommen nicht darum, uns irgendwann diesen Gefühlen zu stellen und mit der Trauer und dem Schmerz umzugehen. Nur so können wir unser körperliches und seelisches Gleichgewicht wieder finden und den Verlust akzeptieren.
Wie wir Trauer erleben und was wir davon nach außen tragen, ist individuell unterschiedlich und hängt unter anderem auch stark von der Kultur ab, in der wir leben.
Dennoch durchlaufen die meisten von uns bei Trauer diese vier Phasen:
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Nicht wahrhaben wollen
In den ersten Stunden, Tagen oder sogar Wochen nach dem Tod eines nahen Angehörigen reagieren wir meist mit einer Art Schockzustand. Wir können es nicht fassen, wollen es nicht wahrhaben und funktionieren wie ferngesteuert. Allenfalls der Körper drückt den großen Verlust mit Herzrasen, Schweißausbrüchen oder sogar Kreislaufkollaps aus.
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Aufbrechen der Gefühle
Lässt die erste Betäubung nach, erleben wir zum Teil sehr heftige und chaotische Gefühle. Wir fangen an zu begreifen, dass der/die Verstorbene nicht wiederkommt. Tiefe Traurigkeit und Intensiver Schmerz wechseln sich ab mit Wut, Angst, Hilflosigkeit und Schuldgefühlen. Auch Antriebslosigkeit, Apathie sowie Schlaf – und Appetitlosigkeit können in dieser Phase auftreten.
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Allmähliche Neuorientierung
Nach einiger Zeit lassen bei den meisten Menschen die aufbrechenden Gefühle etwas nach. Zeitweise können wir uns schon wieder freuen und unser Leben gestalten. Auch die körperlichen Symptome wie zum Beispiel Schlafstörungen oder Appetitverlust lassen allmählich nach. Allerdings bestimmen immer noch starke Stimmungsschwankungen unseren Alltag.
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Inneres Gleichgewicht
In dieser letzten Trauerphase gelangen wir zu einem neuen körperlichen und seelischen Gleichgewicht. Es macht uns immer noch traurig, an die schönen Momente mit dem geliebten Menschen zu denken, aber die Trauer bestimmt nicht mehr unseren Alltag. Wir schauen nach vorne, suchen uns neue Perspektiven und haben wieder Freude am Leben.
Die hier beschriebenen Stadien laufen nicht streng voneinander getrennt ab. Meist bestehen sie aus vielen Aufs und Abs, bereits überwunden geglaubte Gefühle tauchen immer wieder auf.
Wann muss Trauer behandelt werden?
Bis wir nach dem Verlust seelisch und körperlich wieder einigermaßen in der Balance sind, dauert es in der Regel etwa drei bis fünf Jahre. Um diese Zeit durchstehen zu können, brauchen wir Menschen, die uns zur Seite stehen. Dies können Freunde, Verwandte oder auch Selbsthilfegruppen sein. Manche Menschen tun sich jedoch schwer, in die Phase der Neuorientierung und des Gleichgewichtes zu finden. Statt zu trauern bleiben sie in Wut und Selbsthass stecken und kapseln sich ab. Auf ihr Umfeld wirken sie verbittert und versteinert. Die seelischen und körperlichen Folgen sind erheblich. Sie reichen von Depressionen und Angststörungen, aggressivem oder unsozialem Verhalten über Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit bis zu Suizidgefahr.
Holen Sie sich Hilfe!
Die Gründe, warum wir die Trauer nicht verarbeiten können, sind vielfältig. Häufig hängt dies mit unserer Persönlichkeit und der Art der Beziehung zu dem Menschen, den wir verloren haben, zusammen. Auch die Umstände des Todes, zum Beispiel wenn er sehr plötzlich eintrat, sowie fehlende Unterstützung durch Familie und Freunde können die normale Trauerbewältigung behindern. In diesem Fall sprechen Ärzte von einer „pathologischen Trauerreaktion“ wobei hier noch einmal zwischen einer verzögerten und einer chronischen Trauerreaktion unterschieden wird.
Wenn Sie merken, dass Sie im Trauerprozess feststecken oder an oben beschriebenen Symptomen leiden, ist eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll. Diese kann Ihnen helfen, die nicht geleistete Trauerarbeit nachzuholen und so wieder zurück ins Leben zu finden. Eine Behandlung mit Medikamenten ist nur in Ausnahmefällen angezeigt. Die unkritische Gabe von Beruhigungsmitteln kann den Trauerprozess sogar verlängern, da die schmerzhaften Gefühle nicht gefühlt werden können.
Wie Homöopathie bei Trauer helfen kann
Wenn wir die Trauer um einen geliebten Menschen als übermäßig belastend erleben oder eine pathologische Trauerreaktion vorliegt, kann ein passendes homöopathisches Mittel als Unterstützung eingesetzt werden. Die folgende Übersicht kann Ihnen helfen, ein zu Ihrem aktuellen Zustand passendes homöopathisches Mittel zu finden. Gelingt dies nicht, wenden Sie sich bitte an eine/n erfahrene/n Homöopath/In.
Causticum hahnemanni
Menschen, zu denen dieses Arzneimittel passt, zeichnen sich aus durch eine hohe Sensibilität mit einem ausgeprägten Mitgefühl für andere. Sie leiden, wenn sie etwas als ungerecht empfinden und setzen sich mit aller Kraft für benachteiligte Menschen ein. Auch ihre Trauer ist untrennbar mit der Sorge um andere verbunden. Sie weinen viel, vor allem abends ab 16.00 Uhr und leiden unter starker Unruhe.
Besser: Trockene Kälte, Nässe, Baden
Schlechter: Feuchte, nasse Witterung, kalte Zugluft, Denken an die Beschwerden
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Cocculus indicus
Die Betroffenen sitzen häufig einfach nur da und hängen ihren traurigen Gedanken nach. Nachts können sie nicht schlafen und müssen immer wieder an das Vergangene oder an Menschen, um die sie sich sorgen, denken. Sie fühlen sich schwach, sogar das Denken geht langsamer.
Besser: Liegen im Bett, Berührung
Schlechter: Essen, Schlafmangel, im Freien, Lärm, nachmittags
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Ignatia amara
Geschockt, am Boden zerstört, fassungslos: Diese Empfindungen beschreiben einen akuten Zustand, bei dem Ignatia helfen kann. Zunächst sind die Betroffenen wie gelähmt durch das schlimme Ereignis. Sie können ihn nicht zeigen, seufzen nur heftig und krampfhaft. Später fühlen sie sich wie auf einer Achterbahn. Sie verlieren schnell die Fassung, gewinnen diese aber auch genauso schnell wieder zurück. Typisch für Ignatia sind ein starkes Pflichtgefühl sowie das Gefühl, am Tod des geliebten Menschen mitschuldig zu sein. So sind auch stiller Kummer, Brüten und Selbstvorwürfe häufige Folgen bei diesem Arzneimittel.
Doch nicht nur die Seele, auch der Körper reagiert auf den Kummer: Beispielsweise kann der dazu führen, dass die Regel ausbleibt. Auch Ess- und Schlafstörungen, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden oder Husten gehören zu den typischen Ignatia- Symptomen.
Besser: Essen, weinen
Schlechter: Trost, Tadel
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Natrium muriaticum
Wenn Betroffene noch Monate nach dem traurigen Ereignis darüber nicht hinwegkommen, kann dieses Mittel angezeigt sein. Jede Erinnerung, jedes Denken daran fühlt sich an, als sei es gerade erst geschehen. Weinen können sie dann aber nur, wenn sie allein sind. Das Weinen ist oft krampfhaft, es fällt ihnen schwer, sich wieder zu beruhigen. Körperliche Beschwerden werden im Laufe des Tages stärker und nehmen zum Abend wieder ab.
Besser: im Freien, Schwitzen
Schlechter: Trost, Sonnenhitze, Gesellschaft
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Phosphoricum acidum
Teilnahmslos, ausgelaugt und träge: Menschen, die nach dem Tod eines geliebten Menschen unter Depressionen leiden, kann dieses Mittel vielleicht helfen. Zunächst reagieren die Betroffenen mit stillem Zorn und unterschwelliger Reizbarkeit. Später fallen sie dann in einen Zustand von Apathie und Gleichgültigkeit, begleitet von geistiger sowie körperlicher Schwäche und Erschöpfung. Das Leben erscheint ihnen düster und ohne Sinn. Sie sind schläfrig, schweigsam und weinerlich. Weitere körperliche Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Haarausfall, nächtlicher Heißhunger und Durchfall.
Besser: Wärme, kurzer Schlaf
Schlechter: Sprechen, Kälte, Lernen
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Pulsatilla pratensis
Die typische Pulsatilla-Patientin (meist sind es Frauen, die dieses Mittel benötigen) ist sanft, furchtsam und nah am Wasser gebaut. Sie wirkt verletzlich und bedürftig und hat ein großes Bedürfnis nach Liebe, Zuwendung und Fürsorge. Lachen und Weinen folgen schnell aufeinander und es fällt ihr schwer, Entscheidungen zu treffen. In ihrem Kummer kann sie kaum sprechen vor lauter Weinen. Ein typisches körperliches Symptom ist unfreiwilliger Harnabgang während des Weinens.
Besser: Trost, frische Luft, kalte Getränke, sanfte Bewegung
Schlechter: Wärme, warme Zimmerluft, reichhaltiges Essen
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Staphisagria
Patienten, die Staphisagria benötigen, unterdrücken ihre Gefühle, weil sie möchten, dass andere gut über sie denken. Sie unterdrücken auch ihren Kummer und ihren Zorn, bleiben nach außen ruhig und kontrolliert. Nur gelegentlich entladen sich die aufgestauten Emotionen. Sie wirken launisch und niedergeschlagen und möchten allein sein. Körperliche Beschwerden sind Kopfschmerzen, Blasenentzündung, Rückenschmerzen im Sakralbereich sowie nicht heilende Wunden.
Besser: Wärme, Ruhe
Schlechter: Berührung, kalte Getränke
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Lac caninum
Dieses homöopathische Arzneimittel wird aus der Milch einer Rottweilerhündin hergestellt. Wie bei allen Säugetier-Mitteln spielen auch hier die Themen Beziehung und Trennung, Verlassenheitsgefühle und mangelndes Selbstvertrauen eine große Rolle. Menschen, zu denen dieses Mittel passt, fühlen sich abhängig von den Menschen, die sie lieben. Daher ist Tod eines solchen Angehörigen ein besonders schwerer Schlag für sie. Sie fühlen sich nicht nur allein und verlassen, sondern auch wertlos und misshandelt. Es fällt ihnen schwer, sich zu konzentrieren werden von großer Traurigkeit mit Weinen und dem Gefühl, selbst sterben zu wollen überwältigt. Auffallend ist auch die Angst, in Ohnmacht zu fallen.
Besser: Kälte, kalte Getränke
Schlechter: Luftzug, feuchtes Wetter, Abneigung gegen Getränke und gegen Wasser
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Gelsemium
Auch Gelsemium passt zu Menschen, die dazu neigen, sich von anderen abhängig zu machen. Demzufolge ist auch deren Tod für sie besonders schwer zu verkraften. In ihrer Trauer fühlen sie sich wie gelähmt von einer großen Müdigkeit, verbunden mit Schwindel, geistiger Apathie und Zittern. Sie leiden unter Kopfschmerzen und Konzentrationsproblemen und sehnen sich danach, gehalten zu werden.
Besser: Im Freien, bei ständiger Bewegung, durch Stimulanzien
Schlechter: Bei feuchtem Wetter, Nebel, durch schlechte Nachrichten, wenn er an seine Trauer denkt
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Mancinella
Nicht nur der Verzehr der kleinen grünen Äpfeln ähnelnden Früchte des Manchinellabaums , sondern schon der Kontakt mit ihnen kann Lebensgefahr bedeuten. In Spanien werden sie deshalb auch „Äpfelchen des Todes“ genannt. Auch dieses Mittel kann bei großer Traurigkeit und Depressionen angewendet werden. Die Patienten haben generell ein schlechtes Selbstwertgefühl und sind sehr unsicher und schüchtern. Die Welt um sie herum erleben sie als bedrohlich, sie sind hypersensitiv und sehr geräuschempfindlich. Sie sind traurig, machen sich selbst Vorwürfe, sind unzufrieden und vergesslich. Typisch für das Mittel sind plötzlich auftretende und wieder verschwindende Symptome wie zum Beispiel plötzliche Vergesslichkeit, Schweigsamkeit mit ständigem Grübeln, Kopfschmerzen oder plötzliches Erwachen wir von einem elektrischen Schlag.
Besser: Frische Luft
Schlechter: Durch Wärme, trockene Zimmerluft
Arsenicum album
Arsen ist dann angezeigt, wenn Angst im Trauerprozess im Vordergrund steht. Sie ist verbunden mit großer Erschöpfung, Unruhe, Appetitlosigkeit und Abmagerung. Es besteht großer Durst, wobei nur kleine Mengen getrunken werden. Dazu kommt ein ausgeprägtes Kältegefühl, nächtliche Verschlimmerung aller Symptome und Hustenanfälle.
Besser: trockene Wärme, kleine Schlucke kalten Wassers
Schlechter: Nachts (besonders zwischen 1 und 2 Uhr), Ruhe, Kälte, frische Luft, Berührung und Einengung
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Silke Lemhöfer, Heilpraktikerin und Homöopathin mit eigener Praxis für Homöopathie und ganzheitliche Frauengesundheit