Pseudokrupp, der Schrecken in der Nacht
Das Kind wacht nachts plötzlich auf, schnappt angestrengt nach Luft und stößt seltsame, bellende Hustenlaute aus. Hinter diesen für viele Eltern und deren betroffenen Kinder Schrecken einjagenden Symptomen steckt sehr oft der Pseudokrupp, der auch unter der Bezeichnung Krupp-Syndrom bekannt ist. Unter Pseudokrupp (Laryngitis subglottica/ akute stenosierende Laryngotracheitis) werden verschiedene Krankheitsbilder verstanden, die im Rahmen einer Entzündung zu einer Einengung der Atemwege im Bereich des Kehlkopfes und zu den typischen bellenden Hustenattacken mit erschwerter Atmung führen. Ursachen können hierfür eine Infektion mit Viren oder in wenigen Fällen Bakterien oder eine allergische Reaktion sein. Vom Pseudokrupp sind vorwiegend nur Säuglinge und Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr betroffen, seltener ältere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Am häufigsten tritt der Pseudokrupp in den kalten Wintermonaten auf.[1]
Drei Beschwerden charakterisieren den Pseudokrupp: Das Auftreten von…
- …Atemnot,
- …bellendem Husten und
- …dem pfeifenden Atemgeräusch (Stridor), das beim Einatmen in den verengten Atemwegen entsteht.[2]
Zusätzlich können Fieber, Heiserkeit, Abgeschlagenheit und Schnupfen hinzukommen. Die charakteristischen Hustenanfälle treten meist plötzlich nachts auf, auch ohne dass beim Kind tagsüber Krankheitszeichen feststellbar gewesen wären. Die Krankheit verläuft in den allermeisten Fällen gutartig. Da die Prognose jedoch in allen Fällen ungewiss ist, sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden. Dieser kann aufgrund der Beschwerden und der körperlichen Untersuchung ähnliche und zum Teil auch gefährlichere Krankheitsbilder wie zum Beispiel den echten Krupp-Anfall bei Diphterie oder die meist bakteriell bedingte Kehldeckelentzündung (Epiglottitis) ausschließen. Ein Schutz gegen den Pseudokrupp im Sinne einer Immunität besteht nicht, die Anfälle können jederzeit wieder auftreten.[3]
Video: Der Kinderarzt Dr. Christof Metzler erklärt die Erkrankung und gibt wichtige Tipps für Eltern.
Die Möglichkeiten der Homöopathie: Bewährte Arzneien bei Pseudokrupp
Die ärztlich Untersuchung ermittelt den Schweregrad der Erkrankung
Eine homöopathische Behandlung kann eine sinnvolle Maßnahme bei Pseudokrupp sein, besonders wenn das Kind wiederholt an Pseudokrupp leidet und wenn die Behandlung mit dem Kinderarzt abgesprochen ist. Der Kinderarzt kann einerseits die Schwere der Erkrankung richtig einschätzen und andererseits notwendige Medikamente verschreiben, um dem Kind zum Beispiel mit abschwellenden Präparaten auf Kortisonbasis das Einatmen zu erleichtern.
Leidet das Kind an Pseudokrupp, können Eltern aus einer Reihe von homöopathischen Arzneien wählen, deren Einsatz sich bei den typischen Beschwerden bewährt hat.[4] Bei der Wahl der richtigen Arznei sind die unten aufgeführten charakteristischen Eigenschaften der Arzneien hilfreich. Je besser die Beschreibung einer Arznei mit den Beschwerden des Kindes übereinstimmt, desto höher die Aussicht auf einen Erfolg der homöopathischen Behandlung.
Von der gewählten Arznei sollten dem Kind 3-mal täglich 5 Globuli in einer D10 Potenz verabreicht werden. Die Darreichungsform Globuli ist deshalb ratsam, da die kleinen Streukügelchen aufgrund ihrer geringen Größe schon Säuglingen und Kleinkindern gegeben werden können. Sobald die Beschwerden sich bessern, sollte mit der Einnahme von Globuli aufgehört werden.
Angewendete Globuli bei Pseudokrupp Husten
Wichtig: Nach den Angaben der klassischen Homöopathie ist für die Wahl der richtigen Arznei entscheidend, welche der folgenden Ausprägungen die Beschwerden des Betroffenen am besten beschreiben. Je mehr Punkte einer Ausprägung auf den Betroffenen zutreffen, desto sicherer wird die Wahl der darunter aufgeführten Arznei.
Der Husten ist heiser, trocken, bellend und hart mit Erstickungsgefühl, das Kind ist sehr ängstlich und unruhig
Die Beschwerden treten plötzlich auf, zum Beispiel mitten im Schlaf. Meist zeigt sich kein Auswurf. Der Erkrankung kann ein Aufenthalt in kaltem und trockenem Wind vorausgegangen sein. Die Arznei wird sehr häufig bei Pseudokrupp verordnet.
Verbesserung:
An der frischen Luft, bei Schweißausbruch.
Verschlechterung:
Abends, nachts, um Mitternacht und durch Wärme.
Empfohlene(s) Mittel:
Potenz: D12
Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich
Trockener, bellender Husten vor allem nach Mitternacht begleitet von ängstlicher Unruhe und großer Erschöpfung
Das Kind ist sehr empfindlich gegen Kälte, äußerst schwach und hat großen Durst, nimmt aber nur kleine Schlucke zu sich.
Verbesserung:
Durch warme Getränke, Liegen mit erhöhtem Kopf und warme Anwendungen.
Verschlechterung:
Durch kalte Luft.
Empfohlene(s) Mittel:
Potenz: D12
Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich
Trockener, bellender Husten mit Erstickungsgefühl, meist abends bis Mitternacht
Das Kind friert schnell und ist weinerlich, vor und nach den Hustenanfällen kann es in Tränen ausbrechen. Die Beschwerden treten oft nach einem Aufenthalt in kühler und trockener Luft auf.
Verbesserung:
Durch Wärme.
Verschlechterung:
Durch Entblößen und durch Einatmen von kalter Luft.
Empfohlene(s) Mittel:
Potenz: D12
Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich
Krampfhafter, trockener, bellender Husten mit Erstickungsgefühl, meist vor und um Mitternacht mit großer Ängstlichkeit
Das Kind sucht Körperkontakt und den Schutz der Mutter, die es heftig umklammern kann. Das Kind kann panisch auf die Atemnot reagieren. Im Kehlkopf wird ein ständiger Hustenreiz wahrgenommen.
Verbesserung:
Beim Essen und Trinken.
Verschlechterung:
Beim Sprechen, Singen, Liegen und in trockener, kalter Luft.
Empfohlene(s) Mittel:
Potenz: D12
Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich
Krampfhafter, bellender Husten, hohes Fieber, rotes und heißes Gesicht
Das Kind ist empfindlich gegen Berührung, kann schlecht einschlafen und im Schlaf aufschreien. Typisch für die Arznei ist der plötzliche Beginn der Beschwerden, der meist mit raschem Fieberanstieg verbunden ist. Außerdem liegt oft eine Kühle der Extremitäten bei gleichzeitig heißem Kopf vor.
Verbesserung:
Am Morgen.
Verschlechterung:
In Wärme, abends und nachts.
Empfohlene(s) Mittel:
Belladonna[4]
Potenz: D12
Dosierung: 5 Globuli, 3 mal täglich
Zu beachten: Erste-Hilfe-Tipps und mögliche Komplikationen
Hektik und Angst können die akute Symptomatik des Pseudokrupp verstärken: Deshalb sollte die erste Hilfe, die Eltern ihrem Kind bieten können, sein, sich selbst und das Kind zu beruhigen. Als zweite Maßnahme empfiehlt es sich, das Kind bei geöffnetem Fenster oder im Freien kühle Luft einatmen zu lassen. Die Kühle der Luft kann zur Abschwellung der entzündeten Atemwege beitragen. Auf keinen Fall sollte das Kind mit Erkältungsmitteln für Erwachsene, mit Erkältungssalben oder ätherischen Ölen behandelt werden.[5]
Beruhigend auf das Kind einwirken
Lebensgefährliche Erstickungsanfälle sind eine seltene Komplikation des Pseudokrupp und sind durch folgende Beschwerden charakterisiert: Das Kind kann nicht mehr einatmen, hat Angst zu ersticken und ist sehr aufgeregt. Aufgrund seiner Bemühungen, Luft zu bekommen, erscheint die Haut unterhalb des Rippenbogen und auf den Rippen nach innen gezogen, der Puls ist schnell. Später treten Teilnahmslosigkeit (Apathie), starke Blässe oder Blaufärbung der Haut (Zyanose) als Zeichen einer Unterversorgung mit Sauerstoff hinzu. Bei solch seltenen Erstickungsanfälle ist schnelle Hilfe notwendig: Wenn es den Eltern möglich ist, sollten sie das Kind umgehend in die nächste Klinik bringen, ohne zu Hause auf den Notarzt zu warten.[3]
Quellenangabe:
[1] Pschyrembel Willibald: Pschyrembel, klinisches Wörterbuch, de Gruyter Verlag, 259. Auflage, 2001, S. 1374
[2] Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: „Arzneiverordnung in der Praxis. Atemwegsinfektionen“, http://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/TE/A-Z/PDF/Atemwegsinfektionen.pdf, 05.06.2015
[3] Stiftung Kindergesundheit: „ Pseudokrupp, der Schreckenshusten in der Nacht“, http://www.kindergesundheit.de/fileadmin/kindergesundheit/newsletter/newsletter-02-2012.pdf, 06.06.2015
[4] H. Pfeiffer, M. Drescher, M. Hirte (Hrsg.): Homöopathie in der Kinder- und Jugendmedizin. Elsevier, Urban & Fischer, 2007, S. 432 – 433
[5] Sven Siebenand: „Pseudokrupp“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=2473, 08.06.2015