Wenn die Periode zur Qual wird
Die meisten Frauen kennen Regelschmerzen aus eigener Erfahrung. Meist sind die Schmerzen erträglich, so dass sie ihren normalen Alltag weiterleben können. Bei etwa jeder 10. Frau löst das Zusammenziehen der Gebärmutter, wie bei Frau S., so schmerzhafte Krämpfe aus, dass sie für ein bis zwei Tage regelrecht lahmgelegt sind. Die Schmerzen können in den Rücken oder die Beine ausstrahlen und von Kreislaufproblemen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall begleitet werden. Frau S. berichtet: „Die Krämpfe kommen in Wellen und sind so stark, dass mir übel wird und mein Kreislauf zusammensackt. Ich habe das Gefühl, ich würde ohnmächtig. Auch mit starken Schmerzmitteln überstehe ich diese Tage nur mit Mühe. Dazu kommt, dass die Blutung in den ersten 24 Stunden so stark ist, dass ich mit dem Wechseln des Tampons kaum hinterherkomme.“
Körperliche Ursachen abklären lassen
Auf meine Frage, ob sie schon immer so unter ihrer Periode gelitten habe, antwortet Frau S., dass sie erst seit ca. 1 Jahr diese starken Regelschmerzen hatte. „Waren Sie schon einmal beim Arzt?“ frage ich Frau S. Bei starken Periodenschmerzen, die erst nach einer Zeit schmerzfreier Blutung auftreten, (sekundäre Dysmenorrhoe), sollte zunächst immer eine körperliche Ursache wie zum Beispiel
- Fehlbildung oder Lageveränderungen der Gebärmutter
- Endometriose
- Chronische Infektionen der Gebärmutterschleimhaut, des Gebärmutterhalses oder der Scheide
- Myome oder Polypen.
ausgeschlossen werden.
Regelschmerzen seit dem Eintreten der Menstruation (primäre Dysmenorrhoe) sind dagegen häufig auf
- Frühes Eintreten der ersten Blutung
- Geringes Körpergewicht (BMI unter 20)
- Familiäre Veranlagung
- Besonders langer Zyklus
- Psychische Faktoren
zurückzuführen.
Homöopathische Spurensuche
Körperliche Ursachen hatte sie Frauenärztin bei Frau S.schon ausgeschlossen. Die homöopathische Anamnese ergab jedoch einen interessanten Zusammenhang: Die Periodenschmerzen und -Krämpfe hatte sie erst seit einer Fehlgeburt vor etwas über einem Jahr. Auf meine Frage hin, wie sie dieses Ereignis verkraftet hat, erzählt Frau S. , dass sie zunächst recht gut damit zurecht gekommen sei und schon nach einer Woche wieder arbeiten gegangen wäre. Erst seit einigen Monaten bemerke sie, dass sie sich beim Anblick schwangerer Frauen richtig schlecht fühlen würde. Dieser Hinweis eines offenbar noch unverarbeiteten Kummers bringt mich auf das passende Arzneimittel. Ich verordne Ignatia M (C1000), da dieses Mittel sowohl zu den psychischen als auch den körperlichen Symptomen passt:
Ignatia
Ignatia ist eins der wichtigsten Kummermittel in der Homöopathie. Es wird aus den strychninhaltigen Samen des Ignatiusbohnenbaumes gewonnen.
>> Hier geht es zum Mittel Ignatia
Typische Symptome:
- Zusammenziehende Koliken, Qual, Erschöpfung bis zur Ohnmacht während der Regel
- Herzklopfen
- Kopfschmerzen mit Schwere und Hitze im Kopf
- Photophobie (erhöhte Lichtempfindlichkeit)
- Schwaches, leeres Gefühl in der Magengrube mit Schluchzen und Seufzen
Psyche:
Schreck oder Schock nach Verlust von Menschen oder Dingen, die einem sehr teuer waren.
Die Wirkung dieses Mittels hat selbst mich nach 10 Jahren noch beeindruckt: Am Tag nach der Einnahme klagte Frau S. über Übelkeit und musste sich übergeben. Schon bei der ersten Regel 3 Wochen später spürte sie am ersten Tag nur ein leichtes Ziehen im Unterleib. Die nächste Blutung 4 Wochen später war nahezu schmerzlos.
Verschlechterung: äußere Wärme, abends, im Freien
Verbesserung: durch Lagewechsel
Weitere homöopathische Mittel gegen Periodenschmerzen
Die Behandlung von Frau S. Hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, bei der Mittelwahl und der Wahl der Potenz gründlich und individuell vorzugehen. Das hier beschriebene Mittel passte bei Frau S. offenbar genau. Bei einer anderen Frau würde es vielleicht gar nicht helfen. Gerade Beschwerden, die länger anhalten oder häufig wiederkehren, wie dies bei Periodenschmerzen der Fall ist, sollten Sie daher von einem erfahrenen Homöopathen behandeln lassen.
Folgende weitere Mittel haben sich bei der Behandlung von Dysmenorrhoe bewährt:
Belladonna
Belladonna steht in der Homöopathie für Beschwerden, die plötzlich und heftig einsetzen und von pulsierenden Schmerzen begleitet sind.
>> Hier geht es zum Mittel Belladonna
Typische Symptome:
Plötzliche, krampfartige Schmerzen, die bereits vor der Menstruation einsetzen und ebenso plötzlich wieder vergehen können.
Die Schmerzen lösen Röte von Gesicht und Augen und pulsierende Kopfschmerzen aus.
Abwärtsdrängen, als wolle der ganze Bauchinhalt zur Vulva heraufdrängen.
Blutung von hellroter Farbe zu früh, zu stark, schwallartig, übelriechend
Psyche:
Heftig und ungestüm, empfindlich gegen Licht, Geräusch und Erschütterung.
Verschlechterung: Berührung, Erschütterung, Lärm, Zugluft, nachmittags, Hinlegen
Verbesserung: Halb aufgerichtete Lage
Chamomilla
Unerträgliche Schmerzen, verbunden mit einer äußerst gereizten Stimmung sprechen für dieses Mittel.
>> Hier geht es zum Mittel Chamomilla
Typische Symptome:
Krampfartige, wehenartige Schmerzen, die als unerträglich empfunden werden
Starke Blutung mit klumpigem, dunklem Blut
Dysmenorrhoe, besonders in der Pubertät oder durch Zorn und andere Gemütsbewegungen
Psyche:
Gereizt, zum Streit aufgelegt, ärgert sich über jede Kleinigkeit. Kann es nicht ausstehend angesprochen oder berührt zu werden.
Verschlechterung: Hitze, Ärger, frische Luft, Wind, nachts
Verbesserung: Wärme
Byronia
Schmerzen, die bei der geringsten Bewegung zunehmen, sind ein typisches Zeichen für Bryonia
> Hier geht es zum Mittel Bryonia
Typische Symptome:
Sämtliche Beschwerden werden durch die geringste Bewegung schlimmer
Reißende Schmerzen in den Beinen
Kann sich vor Übelkeit nicht aufsetzen
Nasenbluten
Psyche:
Äußerst gereizt, alles verleidet ihr die Stimmung, will alleine sein
Verschlechterung: Jede Bewegung, Wärme, Anstrengung, Berührung
Verbesserung: Druck, Ruhe, kalte Dinge
Colocynthis
Plötzliche, krampfartige Schmerzen, die durch Zusammenkrümmen nachlassen, lassen in der Homöopathie an Colocynthis denken.
>> Hier geht es zum Mittel Colocynthis
Typische Symptome:
Herabdrängende Krämpfe
Krampfartige Schmerzen, die dazu zwingen, sich zusammenzukrümmen oder die Beine an den Leib zu ziehen.
Möchte den Bauch durch Druck unterstützen
Psyche:
Unruhe, Stöhnen, Jammern
Verschlechterung: Essen und Trinken, Ärger
Verbesserung: Sich Krümmen, harter Druck, Wärme, Liegen mit nach vorne gebeugtem Kopf
Pulsatilla
Weinerliche, wechselhafte Stimmung ist typisch für Frauen, die Pulsatilla brauchen.
>> Hier geht es zum Mittel Pulsatilla
Typische Symptome:
Starke Schmerzen zwingen zum Herumwerfen im Bett nach allen Seiten mit Schreien und Weinen
Dickes, dunkles oder blasses, wässriges Blut, das sprunghaft und anfallsweise fließt
Psyche:
Weint leicht, sanfter und nachgiebiger Charakter. Sucht nach Trost und Mitgefühl
Verschlechterung: Im warmen Zimmer, schweres, fettes Essen, Hitze
Verbesserung: Im Freien, durch Bewegung, kalte Anwendungen
Veratrum album
Blässe und Kreislaufschwäche bis zur Ohnmacht verbunden mit kaltem Schweiß auf der Stirn sind deutliche Hinweise auf Veratrum album.
>> Hier geht es zum Mittel Veratrum album
Typische Symptome:
Krampfartige Schmerzen, begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
Durst auf eiskalte Getränke
Große Erschöpfung
Psyche:
Traurig und melancholisch, mürrisch, gleichgültig oder erregt, flucht und weint
Verschlechterung: Nachts, durch nasses, kaltes Wetter
Verbesserung: Gehen und Wärme
Anwendung und Dosierung:
Alle Mittel in der Potenz C30 verkleppert einnehmen. (3-4 Globuli in einem Glas Wasser auflösen, bei jeder Gabe einen Schluck trinken). Bei akuten Schmerzen alle ¼ Stunde eine Gabe, bei Besserung Abstände vergrößern. Nicht länger als 3 Tage lang einnehmen.
Quellenangaben:
Henry N. Guernsey, Homöopathie in Gynäkologie und Geburtshilfe
Boericke, Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre
S.R. Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre
Silke Lemhöfer, Heilpraktikerin und Homöopathin mit eigener Praxis für Homöopathie und ganzheitliche Frauengesundheit