Alkohol im Organismus

Der Genuss von Alkohol reicht weit zurück in der Geschichte der Menschheit, und man geht davon aus, dass er im Verzehr vergorener Früchte seinen Ursprung hat.[1] Über Jahrhunderte hinweg waren alkoholische Getränke sogar ein wichtiges und oft lebensnotwendiges Hauptnahrungsmittel: Bier, Met oder Wein sind sehr kalorienhaltig und damit nahrhafte Lebensmittel auch in schwierigen Notzeiten. Denn das Trinken von Wasser war früher aufgrund der schlechten Wasserqualität ein hohes Gesundheitsrisiko. So waren Cholera und Ruhr gefürchtete Krankheiten, die meist tödlich verliefen.

Noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, zur Zeit des preußischen Königs Friedrich des Großen, bekamen selbst Kleinkinder regelmäßig alkoholische Getränke zu trinken. Dann aber kam ein neues Getränk auf den Markt, das der beruhigenden, entspannenden Wirkung des Alkohols eine anregende, stimulierende Kraft entgegensetzte: der Kaffee.

Heute sind die Meinungen über Alkohol gespalten. Während die Einen in ihm ein wertvolles Kulturgut mit teilweise gesundheitlichem Nutzen sehen, stellt er für andere ein gefährliches Rauschmittel mit erheblichen Gesundheitsrisiken dar. Hier bewahrheitet sich wieder der Spruch des Naturarztes Theophrastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493 – 1541): „Nur die Dosis macht das Gift“.

Alkohol hat im Organismus zunächst eine Wirkung auf den Stoffwechsel, außerdem führt er zu funktionellen Änderungen.[3] Bereits ab einer geringen Dosierung lässt das Seh- und Hörvermögen nach, außerdem sind Konzentrations- und Reaktionsvermögen eingeschränkt. Ab ca. 0,5 Promille Alkohol im Blut ist das Gleichgewicht gestört, die Reaktionszeit ist deutlich verlängert und es kommt zu einer zunehmenden Enthemmung und Selbstüberschätzung. Während Alkohol also in geringen Maßen eine entspannende und beruhigende Wirkung hat, kann er in größeren Mengen getrunken rasch aggressiv machen und jegliche Hemmschwelle nehmen. Steigt der Alkoholspiegel im Blut weiter an, kommt es zu Sprachstörungen, Orientierungsstörungen, Harn- und Stuhlinkontinenz, Lähmungen, Bewusstlosigkeit bis hin zu Atemstillstand und Tod.[4]

In hoher Konzentration schädigt Alkohol zudem auf lange Sicht die Schleimhaut von Mund und Speiseröhre, wo sich Entzündungen bilden können. Durch die Erschlaffung des Magenschließmuskels zur Speiseröhre kann es zu Sodbrennen, saurem Aufstoßen und schmerzhaften Schluckbeschwerden kommen.[3]

Auch volkswirtschaftlich gesehen ist Alkohol ein großer Kostenfaktor. Das Bundesgesundheits-ministerium geht davon aus, dass allein in Deutschland rund 9,5 Millionen Einwohner Alkohol in „gesundheitlich riskanter Form“ zu sich nehmen. Zudem gelten 1,8 Millionen Menschen als Alkoholiker.[2] Die durch Alkohol entstehenden Kosten belaufen sich jährlich auf ca. 26,7 Milliarden Euro.

Wechselwirkung mit Medikamenten

Wer regelmäßig auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen ist, sollte im Umgang mit Alkohol besonders vorsichtig sein. Denn Bier, Sekt, Wein und andere Alkoholika können den Blutspiegel von Arzneistoffen erhöhen oder senken und verändern dadurch die Wirksamkeit der entsprechenden Präparate.[5] Besonders bei älteren Personen, die ohnehin häufig verschiedene Medikamente einnehmen, sind häufig von Wechselwirkungen mit Alkohol betroffen. Einerseits reagiert ihr Stoffwechsel ohnehin empfindlicher auf viele Wirkstoffe, andererseits kann ihr Körper den Alkohol viel langsamer abbauen.

Das Gläschen Sekt zusammen mit der Arznei getrunken kann einerseits zu Übelkeit, Kopfweh und Magenschmerzen führen, aber es kann auch zum Kollaps kommen. Besonders problematisch ist Alkohol bei der Einnahme von Schlafmitteln, Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva. Betroffene sollten hier während der Dauer der Einnahme ganz auf Alkohol verzichten. Aber auch bei Antibiotika oder Acetylsalicylsäurepräparaten wie beispielsweise ASS oder Aspirin zeigen sich oft Wechselwirkungen, da diese Präparate gleich wie der Alkohol vorwiegend über die Leber abgebaut werden.[6]

Einfluss auf homöopathische Mittel

Die Homöopathie gilt als Regulationstherapie mit deren Hilfe gestörte oder blockierte Stoffwechselprozesse wieder in Gang gebracht werden sollen. Im Mittelpunkt der Behandlung steht die Einnahme von Arzneien, die nach speziellen Vorgaben zubereitet wurden und die einen Impuls zur Selbstheilung des Organismus geben sollen. Damit dieser Impuls auch richtig umgesetzt werden kann, ist es wichtig, dass Störfaktoren ausgeschlossen oder beseitigt werden. Verschiedene Substanzen wie Kampfer, Menthol oder insbesondere auch Kaffee, aber auch Alkohol können die Wirkung homöopathischer Mittel negativ beeinflussen und die Heilung verzögern oder gar unmöglich machen.

Bei verschiedenen Mitteln ist ein störender Einfluss von Alkohol bekannt, beispielsweise bei Aconitum napellus, Agaricus muscarius, Carbolicum acidum, Crotalus horridus, Lachesis muta oder auch Nux vomica.[7] Dementsprechend sollten alkoholische Getränke während der Behandlung gemieden werden.

In der homöopathischen Literatur finden sich auch zahlreiche Hinweise, dass bestimmte alkoholische Getränke wie Wein, Branntwein oder Bier die Mittelwirkung beeinträchtigen. So wird erwähnt, dass Wein die negativen Wirkungen von Arnica montana verstärken kann.[7] Im Zweifelsfall muss also vor der Behandlung abgeklärt werden, welche Nahrungsmittel und Getränke weiterhin erlaubt sind und welche vom Speiseplan gestrichen werden sollten.

Andererseits gibt es auch Beschwerden, die durch Alkohol ausgelöst oder verstärkt werden. Besteht hierfür ein Verdacht, sollte ebenfalls strikt darauf verzichtet werden. Insbesondere bei nervösen Beschwerden, aber auch Verdauungsstörungen wie Sodbrennen können geistige Getränke ein wichtiger Faktor sein.

Die Menge macht’s

Wer unter homöopathischer Behandlung steht, muss also nicht zwangsläufig bei der Geburtstagsfeier im Kreis der Familie oder der Kollegen auf das Gläschen Sekt zum Anstoßen verzichten. Allerdings ist die Wirkung des Alkohols dosisabhängig, daher sollte eine gewisse Menge nicht überschritten werden. Auch individuelle Faktoren wie Alter des Patienten, sein vorliegendes Krankheitsbild oder die allgemeine Empfindlichkeit spielen eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der weiteren Vorgehensweise.

Problematisch sieht es bei regelmäßigem Alkoholkonsum aus. Neben den gesundheitlichen Folgen kann auch die Ansprechbarkeit des Organismus auf homöopathische Arzneien herabgesetzt sein. Eine häufigere Einnahme der Mittel kann hierbei helfen, diese Blockade zu umgehen und eine Heilreaktion hervorzurufen. Bestimmte Potenzstufen, insbesondere LM-Potenzen, können hier bevorzugt angewendet werden.