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Samuel Hahnemann – Tag der Homöopathie

Homöopathie ist eine sehr persönliche Heilkunde. Ihr oberster Grundsatz ist es, das Individuum in seiner Einzigartigkeit wahrzunehmen und zu therapieren...

fotolia.de © Georgios Kollidas

Homöopathie ist eine sehr persönliche Heilkunde. Ihr oberster Grundsatz ist es, das Individuum in seiner Einzigartigkeit wahrzunehmen und zu therapieren. Und so scheint es mehr als angebracht, dass in regelmäßigen Abständen des einen Individuums gedacht wird, aus dessen schöpferischen Geist diese einzigartige Lehre entsprungen ist. Denn das Entstehen der Homöopathie ist eng mit dem Leben und auch den Charaktereigenschaften ihres Gründers, Samuel Hahnemann verknüpft. Das Revolutionäre an ihr entspricht seinem kritischen und bedingungslosen Geist, durch den er bereit war, auch gegen den Widerstand der damaligen Ärzteschaft im Interesse der Patienten neue Wege zu gehen. Am 10. April diesen Jahres, dem Geburtstag Hahnemanns, beginnt wieder die internationale Woche der Homöopathie. Ein guter Anlass, sich dem Leben und den Verdiensten eines der prominentesten Revolutionäre der Medizingeschichte zu widmen. Wer war dieser Mann, der einen so tiefen Eindruck auf sein Umfeld und die Nachwelt hinterließ?

Hahnemanns Leben. Die Biographie eines Querdenkers

In Meißen im Kurfürstentum Sachsen wurde Samuel Hahnemann vor genau 260 Jahren am 10. April 1755 als Sohn eines Malers der dortigen Porzellanfabrik geboren. Was seiner Familie an finanziellen Gütern fehlte, versuchte sein Vater, durch Bildung und einer rechten Gesinnung wettzumachen, womit er den Lerneifer des jungen Samuel weckte. Die Freude am Studieren ließ ihn sich schließlich gegen die für ihn vorgesehene Lehre zum Kaufmann und für ein Studium der Medizin an den Universitäten von Leipzig und später Wien entscheiden. Während den Studienjahren und der anschließenden Wanderzeit verdiente er sich sein Geld weniger mit der ärztlichen Tätigkeit, sondern mit dem Übersetzen und Verfassen von Schriften über seine vielfältigen Interessens- und Studiengebiete, zu denen neben der Medizin auch die Pharmakologie, die Chemie und die Hygiene zählte. Sein kritischer Forschergeist gebot ihm dabei, fremdes Gedankengut nicht ungeprüft zu übernehmen. Seiner umtriebigen Natur gemäß ließ er sich in verschiedenen deutschen Städten zunächst weniger als Arzt, denn als praktischer Forscher nieder: In unzähligen Selbstversuchen und Studien mit Gesunden und an Kranken entwickelte er die Fundamente seiner neuen Lehre, der Homöopathie.

Widerstand und Unverständnis wurde ihm nicht nur seinen radikal neuen Thesen wegen sondern auch auf Grund seiner polemischen Natur entgegengebracht, die ihn in seinen frühen Vorlesungen an der Universität Leipzig die damalige Ärzteschaft heftig angreifen ließ. Man wehrte sich mit allen Mitteln und brachte teilweise auch das Volk gegen ihn auf. Eindrücklich ist hier eine Anekdote aus seiner Zeit in Köthen (1821 – 1835): Die Abneigung gegen seine Person war zeitweise so groß, dass er angeblich kaum mehr auf die Straße treten konnte, ohne beschimpft oder beleidigt zu werden. So nutzte er den Garten hinter seinem Haus für einen täglichen Spaziergang, einen Garten, dessen Fläche, wie er einem befreundeten Hofrat mitteilte, zwar klein und begrenzt ist, doch nach oben hin sei er grenzenlos.

2007-08 Köthen (Anhalt) 47By Ralf Lotys (Sicherlich) (Own work (own photo)) [CC BY 2.5 , via Wikimedia Commons

Dennoch machte er sich in seiner Köthener Zeit vor allem wegen seinen Stellungnahmen zu den Choleraepidemien 1830 und 1831 einen Namen. Obwohl er nicht einen Cholerakranken zu Gesicht bekam, erkannte er besser als seine Zeitgenossen das Wesen der Erkrankung und empfahl Maßnahmen, die von der damaligen Ärzteschaft mit Erfolg angewendet werden konnten.

Die letzte Station seines Schaffens stellt Paris dar, wohin er mit seiner zweiten Frau, einer 45 Jahre jüngeren Malerin, zog und mit dieser dort eine erfolgreiche und europaweit bekannte homöopathische Praxis führte.[1] [2]

Das Vermächtnis von Samuel Hahnemann

Mit der Aussage eines schottischen Mediziners unzufrieden, die Wirksamkeit der Chinarinde (Cortex Chinae) bei Malaria (Wechselfieber) bestehe in ihrer verdauungsstärkenden Wirkung, unternahm er eigene Versuche, wobei er zu der erstaunlichen Entdeckung kam, dass mittels der Chinarinde am Gesunden eben jene Symptome erzeugt werden konnten, die die Arznei am Malariakranken zu heilen vermag. Dieser mittlerweile legendär gewordene Chinarindenversuch aus dem Jahre 1790 wird später als die Geburtsstunde der Homöopathie angesehen. Der revolutionäre Grundsatz, dass jede Arznei im Körper eine Reaktion hervorrufen kann, die der Krankheit ähnelt, die sie kurieren kann, mündet später in das nach ihm benannten Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie: Gleiches soll mit Gleichem geheilt werden. War dies der damaligen Ärzteschaft nicht schon Affront und Revolte genug, ging Hahnemann weiter und widmete seine folgende ärztliche und wissenschaftliche Tätigkeit ganz der Entwicklung seiner neuen Lehre. Die größte Wirkung bei Kranken ließ sich seinen Studien nach mit dem kleinsten Impuls erzielen: Über eine dynamische Verdünnung der Arzneien, dem sogenannten Potenzieren, ließ sich seiner Ansicht nach das Ordnungsprinzip eines Mittels aus der materiellen Welt befreien und vergrößern.

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Video: Beitrag im bayrischen Rundfunk über das Prinzip des Potenzierens

Das Fundament seiner Lehre bildet bis heute sein 1810 zum ersten Mal publiziertes Buch „Organon der rationellen Heilkunde“, dem Grundlagenbuch der Homöopathie, welches er Zeit seines Lebens weiter ausarbeite. Noch heute gilt das Organon neben seinen zwei anderen berühmten Schriften, den Büchern „Reine Arzneimittellehre“ und „Die chronischen Krankheiten“ als Zentrum der Homöopathie und als klassischer Homöopath gilt nur, wer sich darauf beruft. Allem Widerstand zu Trotz fand er zu Lebzeiten unter seinen Patienten und in der Ärzteschaft eine wachsende, treue und teilweise auch einflussreiche Gönner- und Anhängerschaft. Die Nachahmer unter den Ärzten, die eigene Ansichten dem homöopathischen Gedankengut hinzufügen wollten, stellten ihn vor neue Probleme, denn nichts war ihm wichtiger, als die Reinheit seiner Lehre. Hatte sich die Homöopathie bereits zu seinen Lebenszeiten als eigenständige Heillehre etabliert, so wuchs ihre Bedeutung nach seinem Tod, der ihn im Alter von 88 Jahren wahrscheinlich aufgrund einer Lungenentzündung ereilte, rasch an: Auf der ganzen Welt verbreitete sich der homöopathische Gedanke bis er schließlich Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts seinen Weg zurück nach Deutschland fand, wo die Homöopathie sich in den Reihen der ärztlichen Praxis und universitären Lehre und Forschung wieder etablieren konnte. Heute stellt die Homöopathie in vielen Ländern einen wichtigen Bestandteil der dortigen Gesundheitssysteme dar.[1]

In Memoriam Samuel Hahnemann

2007-08 Köthen (Anhalt) 47Eck et Durand [CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Alljährlich finden am 10. April weltweit Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstags von Samuel Hahnemann statt. Direkt an diesen Tag schließt sich die internationale Woche der Homöopathie (World Homeopathic Awareness Week) an, zu welchem die World Homeopathy Awareness Organization (WHAO) seit dem Jahr 2004 aufruft. Dieses Jahr findet die Woche unter dem Motto „Homöopathie bei Infektionskrankheiten“ statt, zu diesem in den 41 Mitgliedländern der WHAO Veranstaltungen und Festivitäten geplant sind.[3]

Eine regelmäßige Beschäftigung mit der Person Hahnemanns erscheint schon aus dem Grunde interessant, da er mit seiner polemischen Natur die hitzigen Debatten, die bis heute rund um den homöopathischen Gedanken geführt werden, vorweggenommen hat. Um inmitten der verbalen Gefechten zwischen Homöopathiegegnern und – befürwortern nicht die Orientierung zu verlieren, scheint es angebracht, sich an eine seiner Maximen und des ersten Absatzes im „Organon“ zur erinnern, dass der Beruf des Arztes nicht dazu bestimmt ist, in theoretischen Diskussionen Recht zu haben, sondern zu heilen.[4]

Quellenangaben:

[1] Haehl Richard: Vorrede des Herausgebers zur 6. Auflage von Hahnemanns Organon, in: Hahnemann Samuel: Organon der Heilkunst. marixverlag, 6.Auflage, 2005, S. 1 – 56
[2] H. Pfeiffer, M. Drescher, M. Hirte (Hrsg.): Homöopathie in der Kinder- und Jugendmedizin. Elsevier, Urban & Fischer, 2007, S. 1 – 8
[3] World Homeopathy Awareness Organization, “The History of World Homeopathic Awareness Week“, , 26.03.2015
[4] Hahnemann Samuel: Organon der Heilkunst. marixverlag, 6.Auflage, 2005, S. 59