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Trägerstoff Saccharose oder Cylitol (Xylit)?

Unser Jahrhundert ist das Zeitalter der Bewusstheit für eine gesunde Ernährung, damit der Körper fit bleibt und um jeder Anforderung des meist anstrengenden Alltags gerecht zu werden...

Saccharose© PantherMedia / lculig

Saccharose-oder Cylitol welcher Globuli-Trägerstoff ist besser?

Unser Jahrhundert ist das Zeitalter der Bewusstheit für eine gesunde Ernährung, damit der Körper fit bleibt und um jeder Anforderung des meist anstrengenden Alltags gerecht zu werden. Konfrontiert mit immer neuen Erkenntnissen der Ernährungsberater (Ökotrophologen), Medizinern, den vegetarischen Spezialisten und seit sehr kurzer Zeit auch der Veganer, grenzen heute die Bemühungen einer gesunden Lebensweise manches Mal an Hysterie.

Gerade weil die Deutschen so ein gesundheitsbewusstes Volk sind, besuchen sie gerne die Spezialisten für Alternativmedizin: Natürliche, nebenwirkungsfreie Medizin ist angesagt. Oft verlassen sie eine Naturheil-Sprechstunde mit einem Rezept für die kleinen weißen homöopathischen Kügelchen (Globuli) gegen ihre Beschwerden. Zu Hause entstehen beim Studieren des Globuli-Beipackzettels Fragen: „Enthält Saccharose!“ Oder neuerdings auch mit dem Vermerk versehen: „Enthält Xylit!“

Der Patient leidet vielleicht an einer nachgewiesenen Zucker- (Saccharose-)Intoleranz oder er hat Angst, dass sein Kind – behandelt mit nebenwirkungsfreien Globuli – Karies entwickeln könnte!

Ist es möglich, dass ein paar dieser kleinen Globuli einem Patienten, der unter einer Zucker-Unverträglichkeit leidet, mehr schaden, als dass sie ihm helfen?

Herstellung homöopathischer Arzneien

Homöopathische Arzneien werden hauptsächlich als „Kügelchen“ (Globuli) verschrieben und eingenommen. Weitere Formen, homöopathische Arzneien zu verabreichen, sind Lösungen (Dilution), Tabletten (Trituration) oder Injektionen. Noch heute sind ihre Herstellungsvorschriften im „Homöopathischen Arzneibuch“ erfasst und jeder Apotheker, der in Deutschland eine homöopathische Arznei herstellen möchte, muss sich an die strengen Anweisungen in diesem Handbuch halten.

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Globuli dienen ausschließlich als Trägerstoff für die Arzneitinktur. Sie werden mit der arzneilichen Substanz benetzt, getrocknet und in Arzneifläschchen abgefüllt. Dieser Vorgang, die Arznei auf die Globuli zu tropfen, wird heute „imprägnieren“ genannt. So trägt jeder Globulus die Arzneiinformation auf seiner Oberfläche.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde der gesamte Herstellungsprozess eigenhändig, ohne Maschinen, von den Apothekern und Ärzten durchgeführt. Es dauerte Stunden, bis ein einziges Mittel abgefüllt werden konnte. Noch heute werden auch in großen Herstellerfirmen einige Arbeitsschritte von Hand ausgeführt. Heutzutage verwenden große Herstellerfirmen, die mehrere Kilo Globuli in einem Arbeitsgang „imprägnieren“, für diesen Prozess Trommeln, in denen die Globuli auf sanfte Weise mit der Arznei vermischt und getrocknet werden.

Saccharose oder Xylit für die kleinen Kugeln?

Viele Jahrzehnte wurden nichtarzneiliche Globuli ausschließlich aus Saccharose hergestellt. Seit einiger Zeit verwenden Hersteller zudem Xylit (auch Xylitol oder Birkenzucker genannt) für die Produktion der Globuli.

Die Kügelchen-Hersteller [1] werben mit den Aussagen:

  • Xylit ist zuckerfrei und kalorienfrei.
  • Xylit löst keinerlei Unverträglichkeiten beim Menschen aus.
  • Xylit-Globuli sind für Diabetiker geeignet, weil sie den Blutzuckerspiegel wenig beeinflussen.
  • Xylit ist deswegen auch für zuckerintolerante Menschen geeignet.
  • Xylit schützt vor Karies.

Außerdem soll der Austauschzucker beste Verarbeitungseigenschaften besitzen: Die Globuli sind fast zu 100 % rund, lassen sich mit der Tropflösung gut imprägnieren und sollen über hervorragende Trocknungseigenschaften verfügen.

Was ist dran und drin im Xylit?

Birkenzucker (Xylit) ist ein kalorienarmer (Xylit enthält ca. 40% weniger Kalorien als Saccharose) Zuckerersatzstoff, der aus der Birkenrinde gewonnen wird und eine identische Süße zum Haushaltszucker aufweist. Er wird zunehmend als Ersatz für den kristallinen Rübenzucker – dem Haushaltszucker – verwendet, da er über gleiche Geschmackseigenschaften verfügt. Größter Produzentenmarkt für Birkenzucker (Xylit) ist Finnland: Dort gibt es ausgedehnte Birkenwälder, aus deren Bäumen Xylit gewonnen wird. Aber nicht nur in der Birke findet sich dieser süße Stoff, auch in einigen heimischen Früchten kommt er vor: in Pflaumen, Erdbeeren und Himbeeren.

Panthermedia.net juliasv

Xylit gehört zu den Alkoholzuckern (5 Kohlenatome). Aufgrund seines chemischen Aufbaus und der andersartigen Verstoffwechselung im menschlichen Darm beeinflusst es den Blutzucker- und Insulinspiegel nur in ganz geringem Maße. Xylit wird seit etlichen Jahren als kostspieliger Kaugummi gegen Karies im Handel angeboten. Der Zuckeralkohol hat – ganz im Gegensatz zum Haushaltszucker – Karies verhindernde Wirkung (antikariogen). Dies konnte durch mehrere aufwendige klinische Studien [2] mit Kindern und Müttern schon seit den 1970er-Jahren belegt werden. Allerdings ist für einen wirksamen Schutz gegen Karies das langfristige Kauen von mehreren Kaugummis täglich notwendig.

Xylit als Ersatz für Haushaltszucker: Fazit

Xylit verfügt gegenüber der Saccharose über unbestreitbare Vorteile. Allerdings gibt es momentan einen deutlichen Nachteil [3] für die Verbraucher, was den Einsatz als Zuckeraustausch-Stoff betrifft:

  • Xylit ist als Zuckerersatz für die Ernährung ca. zwölfmal teurer.

Homöopathisches Rechnen: Macht Xylit Sinn und Saccharose Unsinn?

Panthermedia.net ginasanders

Um als Ergebnis der Fragestellung des Artikels den Beweis anzutreten, dass es der Gesundheit völlig gleichgültig ist, ob Globuli aus Saccharose oder Xylit hergestellt werden, kommen nun die Grundrechenarten zum Einsatz.
Saccharose-Globuli gibt es in verschiedenen Größen, deren Gewicht und Durchmesser im „Homöopathischen Arzneibuch“ (HAB) [4] festgelegt sind:

  • Größe 1 – 470–530 Kügelchen je Gramm
  • Größe 3 – 110–130 Kügelchen je Gramm
  • Größe 5 – 40–50 Kügelchen je Gramm

Nehmen wir einen Mittelwert (Größe 3) an:

  • 120 Saccharose-Globuli wiegen 1 Gramm.
  • 45 Xylit-Globuli wiegen 1 Gramm.

In einem handelsüblichen Arzneifläschchen befinden sich genau zehn Gramm Globuli, das sind ca. 1200 Kügelchen. Diese Information ist für die weitere Logik wichtig!

Ein Homöopath verordnet seinen Patienten selbst in besonders schlimmen Fällen (akute schwere Krankheit): 3 x täglich 5 Globuli über eine Woche. Das wären 15 Kügelchen täglich und 105 Kügelchen in der Woche der Einnahme.

Der Saccharose-Globuli-Patient kommt mit dieser Verordnung nicht mal auf eine Einnahme von einem Gramm Zucker in einer Woche. Der Xylit-Globuli-Patient muss sich anstrengen, auf zwei Gramm wöchentlich zu kommen.

Symptom auslösende Mengen bei Kranken

Gehen wir davon aus, dass die notwendige Menge bei Zuckerintoleranz-Kranken zwischen 25 und 70 Gramm täglich liegt (siehe unten: „Hintergrundwissen“). Nehmen wir auch da zur Berechnung einen Mittelwert von 45 Gramm täglich.

Wie viele Globuli müsste ein Saccharose-intoleranter Patient essen, um wahrscheinlich die üblichen Symptome zu bekommen? Es sind genau fünftausendvierhundert Globuli täglich (in Ziffern: 5400). Das würde einer Einnahme von 4 1/2 prall gefüllten Globuli-Fläschchen täglich ausmachen.

Selbst übersensible Patienten, die schon auf zehn Gramm Haushaltszucker reagieren, werden keinen homöopathischen Arzt finden, der ihnen täglich 1200 Kügelchen einer Arznei verordnet. Damit ist hier die mathematische und logische Beweisführung abgeschlossen, dass es nett ist von der Herstellerindustrie, mit uns Deutschen und unserer Gesundheit so übervorsichtig umzugehen!

Allerdings wird unsere Sensibilität in diesem Fall von der produzierenden Industrie erstaunlich hoch angesetzt, so feinsinnig sind wir dann doch nicht!

Quellenangaben:

[1] https://www.floracura.com/neutral-roh-globuli.php
[2] Studien Xylitol: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=3724
[3] Gefahr für Tiere: http://xylitolkaufen.com/289-xylitol-ist-gefaehrlich-fuer-hunde
[4] Deutsches homöopathisches Arzneibuch: http://www.govi.de/product_info.php?info=p473_Homoeopathisches-Arzneibuch-2014–HAB-2014-.html

Weitere Literatur:

Carl Classen: Hahnemanns Organon der Heilkunst, Sonntag, 2002, S.296-301
Michael Teut et al. : Kursbuch Homöopathie, Elsevier, 2008, S. 27-45