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Reizthema Homöopathie?

Einmal jährlich ist die Homöopathie garantiert der Medien-Zankapfel. Dann wird über sie auf allen Kanälen gezankt, gerauft, gestritten.

Hahnenkampfpanthermedia.net © brancaescovaHahnenkampf

Warum löst die Homöopathie eine solche Diskussion aus?

Ist die Homöopathie wirklich ein solches Reizthema? Einmal jährlich ist die Homöopathie garantiert der Medien-Zankapfel. Dann wird über sie auf allen Kanälen gezankt, gerauft, gestritten. Bis die Gehirne der Kampfhähne an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit ankommen oder sie geschwächt in einer Ecke des Hühnerstalls auf der Stange hocken. Die deutsche Öffentlichkeit diskutiert bei solchen Themen fleißig mit: oft leidenschaftlich, manches Mal unfair aber immer mit Herz. Doch es war noch nie eine gute Idee, Leidenschaft über den Verstand siegen zu lassen! Vor allem dann nicht, wenn es um den Austausch sachlicher Argumente gehen sollte. Interessant, dass jede aufwendige und wochenlang geführte öffentliche Diskussion gegen die Homöopathie berechenbar abgelöst wird von einer Gegenbewegung. Kaum sind die Homöopathie-Gegner erschöpft vom Säbelkreuzen, folgt kurze Zeit darauf ein „Pro Homöopathie“ Zirkus.
Welche wiederkehrenden Themen lassen die Homöopathie seit Jahrzehnten immer wieder zu einem solchen Zankapfel werden?

Reizthema: Angreifbare homöopathische Heilkunde oder Heilkunst?

Die homöopathische Heilkunst ist und war seit der Entdeckung ihres Prinzips  angreifbar und ihre Heilwirkung umstritten. Es gibt nur einen Menschen, der für jeden Richtungsstreit verantwortlich zeichnet: Christian Friedrich Samuel Hahnemann. Er entdeckte die homöopathische Heilmethode im Jahr 1791 und arbeitete an ihrer methodischen Vollkommenheit bis zu seinem Tod. Zuerst nannte er 1810 seine erste Anleitung zur Ausübung der Homöopathie „Organon der rationellen Heilkunde“. Ab der zweiten Auflage adelte er seine Methode von der Kunde zur Kunst: »Organon der Heilkunst« [1] [2].
Das war ein kluger Schachzug Hahnemanns. Eine Heilkunde – als theoretisches Lehrgebäude – müsste sich wissenschaftlichen Überprüfungen zur Wiederhol- barkeit von Heilungen stellen. Indem Hahnemann von dem Begriff „Kunde“ zur „Kunst“ überschwenkte, verließ er bereits das naturwissenschaftliche Feld. Oder besteht ein Zweifel daran, dass sich „eine Kunst“ heutigen wissenschaftlichen klinischen Studiendesigns entziehen muss? Kunst und ihre Ergebnisse sind schwer messbar und nicht statistisch zu erfassen, noch erfolgreich zu reproduzieren. Was Hahnemann hinterlassen hat, sind methodische und theoretische Fragen. Genau die ungelösten Probleme, die ihn bis zum Ende seines langen und arbeitsreichen Lebens umtrieben. Ein weiterer Nachlass ist, dass er für seine „Heilkunst“ streitlustig eingetreten ist. Seine Ausfälle und Beschimpfungen der Schulmedizin seiner Zeit waren deutlich: Ein unverantwortliches, mörderisches Spiel mit dem Leben der Patienten, sei die Verfahrensweise seiner »allopathischen« ärztlichen Kollegen, schimpfte er in seinen Büchern [3]. Seit dem Jahr 1810 hat sich also nicht viel verändert, was den Zankapfel Homöopathie betrifft.

Nichts Neues auf dem Pro & Contra Argumente-Markt

Placebo© panthermedia.net / Furian
Placebo-Effekt

Es ist gleichgültig, welche Personen des öffentlichen Lebens in welchem Jahr und in welchem Medium einen Feldzug für oder gegen Homöopathie durchführen. Mitstreiter finden sich immer, denn das Thema spaltet die Menschen. Es gibt keine neuen Argumente. Seit vielen Jahrzehnten sind es dieselben, weil auch der streitlustigste Gegner oder der leidenschaftlichste Befürworter sich mit den bekannten Fakten abfinden muss. Die Naturwissenschaftler trumpfen auf und werfen ihre Fragen in die Homöopathie-Arena:
„Heilen mit Nichts? Ohne ein Molekül Wirkstoff in euren Arzneien? Hochverdünnt nennt ihr das, wenn ihr ein Kügelchen in den Rhein werft? Dann soll ein Kranker, der nur einen Schluck von diesem „arzneilichen“ Rhein Wasser trinkt, geheilt werden können? Das sind alles nur Placebo-Effekte! Scharlatanerie, Aberglauben, finsterstes Mittelalter ist das. In allen homöopathischen wissenschaftlichen Studien wurden den homöopathischen Arzneien keine deutlichen Heilwirkungen nachgewiesen. Vor allem könnt ihr Homöopathen einen erzielten Erfolg nicht mit der gleichen Arznei bei einem anderen Kranken wiederholen! Zehnmal Kopfschmerzen bei zehn Menschen werden von euch mit zehn Arzneien behandelt! Was ist daran Methode oder nachweisbare, wissenschaftliche Wiederholbarkeit? Homöopathie flickt an den äußeren Symptomen herum. Ursachen für die Erkrankungen werden nicht berücksichtigt.
Das kann gefährlich werden für eure Patienten! Wenn ihr helfen könnt, dann über Zuwendung und lange Gespräche mit Patienten. Das ist Beeinflussung, aber keine Medizin! Im Gegensatz zu uns Schulmedizinern gebt ihr Homöopathen keine schlüssige Antwort auf die Frage: »Wie wirkt Homöopathie?« Die Antwort bleibt ihr seit zweihundert Jahren schuldig. Weil Hahnemann euch nur eine theoretische gedankliche Spielerei hinterlassen hat, wie Homöopathie funktionieren könnte. Wir wissen genau, wie unsere Arzneien wirken, denn wir sind Naturwissenschaftler.

Argumente der Befürworter:

Homöopathische Taschenapotheke© panthermedia.net / olgamark
Homöopathische Taschenapotheke

Wir behandeln den ganzen Menschen, nicht nur sein krankes Organ. Jeder Fall ein anderer! Jede Arznei hat ihr eigenes Wirkspektrum. Zehnmal Kopfschmerzen bei zehn verschiedenen Menschen brauchen vielleicht zehn verschiedene Arzneien. Die hohen Verdünnungen zeigen Wirkung. Jede arzneiliche Einwirkung – und sei sie noch so fein – kann die Selbstheilungskräfte des Patienten mobilisieren. Wir arbeiten mit sehr kleinen Arzneireizen, um die Lebenskraft anzuregen. Dass es funktioniert, ist Erfahrungswissenschaft und keine Naturwissenschaft. Seit zweihundert Jahren können wir Homöopathen erstaunliche Heilungserfolge nachweisen. Nie haben wir behauptet, diese Heilungen bei ähnlichem Krankheitsbild jederzeit wiederholen zu können. Wir haben auch nicht beteuert, dass wir nach dem naturwissenschaftlichen Ursache – und Wirkungsprinzip arbeiten.
Wer von uns eine Beweisführung durch klinische homöopathische Studien fordert, hat nicht verstanden, wie individuell Homöopathie verabreicht und dosiert wird. Es ist eine energetische Reiztherapie. Krankheitssymptome und Arzneisymptome müssen möglichst ähnlich sein. Nur dann können die Selbstheilungskräfte des Patienten angeregt werden. Darum studieren wir lebenslang die Wirkung unserer Arzneien. Die Heilerfolge geben uns recht. Jeder kluge Arzt nutzt den Placebo-Effekt. Ihr Schulmediziner experimentiert doch schon lange erfolgreich und verstärkt mit diesem Phänomen!

Kreistanz der ewig gleichen Argumente

Kreistanz© panthermedia.net / wikki33

Die Lager der Gegner und Befürworter stehen sich meist unversöhnlich gegenüber. Es scheint nur zwei Haltungen zur Homöopathie zu geben: totale Ablehnung oder die völlige Akzeptanz. Erstaunlich ist, wie auf beiden Seiten die Gefühle hochkochen, falls es zu einer öffentlichen Diskussion über Sinn und Unsinn der Homöopathie kommt. Es scheint nicht darum zu gehen, Argumente auszutauschen und eine Einigung zu finden. Scharfe, persönliche, beschuldigende und unfaire verbale Angriffe sind bei diesem Reizthema die Regel. Der »Andersgläubige« soll zu Boden gerungen und besiegt werden. Faire, sachliche Auseinandersetzungen, die gibt es schon seit Jahren in den Medien nicht mehr. Erstaunlich, wie schnell eine öffentliche Diskussion von einem begonnenen Meinungsstreit zu einem Glaubenskrieg anwächst. Schnell kann der Eindruck entstehen, dass Befürworter in der homöopathischen Lehre eine Religion sehen, für die sie in den Kampf ziehen. Glaubenskriege haben in der Menschheitsgeschichte die meisten Opfer auf den Schlachtfeldern gelassen. Ganz sicher wäre das nicht im Sinne Samuel Hahnemanns. Er war Arzt, Gelehrter, Chemiker und einer der ersten Hygieniker. Auch er hat seine Lehre, seine methodische Kunst verteidigt, wenn es gefordert war. Eine Religion hat er nicht daraus gemacht. Er war Mediziner und wollte heilen.

Fazit

Synergie© panthermedia.net / -Baks-
Synergie

Ernsthafte Diskussionen über das Wirkprinzip der Homöopathie sind immer wünschenswert, wenn das Ziel »Erkenntnis« heißt. Davon sind öffentliche Diskussionen meist Lichtjahre entfernt. Immer mehr Schulmediziner greifen zu homöopathischen Arzneien. Manche verordnen sie halbherzig nach dem Grundsatz »Helfen wird die Arznei nicht, aber schaden wird sie wahrscheinlich auch nicht!« Andere Ärzte unterziehen sich einer langwierigen Zusatzausbildung für Homöopathie. Egal, wie viele Kampagnen gegen oder für die Homöopathie gestartet und diskutiert werden: Ihre Popularität ist nicht nur ungebrochen, sondern nimmt stetig zu. Auch deshalb, weil die Behandlungen immer wieder dort erfolgreich sind, wo die Schulmedizin versagt.

Verbindung schaffen: Für die Patienten

In den letzten zwanzig Jahren hat sich in der Aus- und Fortbildung für die Ärzte als auch für die Heilpraktiker ein hoher Qualitätsstandard etabliert. Kluge Schulmediziner und homöopathisch arbeitende Kollegen kooperieren zunehmend. Im Sinne der Patienten gilt es, alle Möglichkeiten zu nutzen, die heilend sein könnten. Das nennt man: Synergien schaffen. Homöopathie ist eine alternative Methode, die zum Wohle der Patienten wirken kann. Daran wird auch kein Meinungsstreit in der heutigen Zeit etwas ändern. Vielleicht trifft auf beide Gruppen, die Schulmediziner und die Homöopathen, immer noch dieser Sinnspruch zu:

„Die Kunst der Medizin besteht darin, den Kranken so lange bei Stimmung zu halten, bis die Natur die Krankheit geheilt hat.[4]“ (Voltaire, 1694-1778)

Quellenangaben:

[1] Samuel Hahnemann: Organon der rationellen Heilkunde, Verlag unbekannt, 1810
[2] Carl Classen (Hrsg.): Hahnemanns Organon der Heilkunst. Sonntag, 2002
[3] Classen (2002): S. 74
[4] „Voltaire Aphorismen“ http://www.aphorismen.de/suche?f_autor=3918_Voltaire&f_thema=Arzt