Ende August kam die lang erwartete Nachricht: Die australischen Gesundheitsbehörde NHMRC hat eine Homöopathie-Studie (Review) veröffentlicht, die sie seit 2012 zurück hielt. Freiwillig geschah das nicht. Dr. Rachel Roberts, Geschäftsführerin des Londoner Homeopathy Research Institute (HRI), war maßgeblich an den Recherchen um die Aufdeckung des zurück gehaltenen ersten „australischen“ Reports beteiligt. Sie sagt sehr deutlich: „Seit Jahren werden die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger falsch über die Homöopathie informiert. Es wird immer wieder die falsche Behauptung wiederholt, dass es keinerlei Belege für eine Wirksamkeit der Homöopathie gibt.“ Für Roberts steht zu 100 Prozent fest, dass das Zurückhalten und Verschweigen des ersten Reports an den vielversprechenden Belegen für die Wirksamkeit der Homöopathie bei fünf Indikationen liegt.
Als das NHMRC 2012 von dem Ergebnis der Studie erfuhr, entließ sie erst einmal die Studienleiterin Prof. Karen Grimmer von der University of South Australia (UniSA). Dann verschwand die Studie und es war in der Öffentlichkeit zunächst unklar, ob es sie überhaupt jemals gegeben hat. Dieses von der Behörde nicht gewünschte positive Ergebnis für die Homöopathie veranlasste das NHMRC, eine zweite Studie in Auftrag zu gegeben und durch ein neues Team durchführen zu lassen. Dieses neue Review wurde dann 2015 veröffentlicht, es hatte ein negatives Ergebnis für Homöopathie und ging als Beleg für die Unwirksamkeit der Methode um die Welt. Verblüffend ist, dass die Präsidentin des NHMRC, Prof. Anne Kelso, heute sagt, dass “die Untersuchung der Homöopathie entgegen einiger Behauptungen nicht zu dem Schluss kommt, dass die Homöopathie unwirksam ist.” Eingeschaltet hatte und hat sich die Gesundheitsbehörde jedoch nie.
Homöopathie-Studie belegt die Wirksamkeit bei fünf Indikationen
Nun hat sich das Londoner Homeopathy Research Institute (HRI) die erste Studie in den vergangenen Wochen genau angesehen und seine Analyse veröffentlicht. Kernaussage ist, dass Prof. Karen Grimmer für die Indikationen Fibromyalgie, Mittelohrentzündung, postoperativem Darmverschluss, Atemwegsinfektionen und Nebenwirkungen von Krebstherapien Belege für die Wirksamkeit der Homöopathie gefunden hatte. Rachel Roberts berichtet, dass die der vom NHMRC veröffentlichte Report mit vielen Anmerkungen versehen worden sei. Sie schätz, dass der Grund ist, um den Report „schlecht und unvollständig“ aussehen zu lassen. Anmerkungen oder Erklärungen von der Autorin der Studie finden sich dort nicht, Karen Grimmer wurde nicht gefragt, ob sie sich zu der NHMRC-Kritik äußern wolle. Roberts appelliert: „Es ist an der Zeit, der falschen Berichterstattung über die Homöopathie ein Ende zu setzen und das Thema endlich fair und objektiv zu behandeln.“
Wird nun über den Wissenschaftsskandal berichtet?
Nun stellt sich die Frage, wie Institute und Medien mit den neuen Erkenntnissen umgehen. Zum Beispiel basieren die Empfehlungen des Dachverbandes der europäischen Akademien der Wissenschaften (EASAC) auf dem umstrittenen zweiten Bericht aus Australien, so wurde eine Empfehlung gegen Homöopathie in der Human- sowie Veterinärmedizin von EASAC abgegeben. Michaela Geiger, 1. Vorsitzende des Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ), fordert nun, „das viele wissenschaftliche Papiere, die auf den falschen Ergebnissen des zweiten Reports beruhen, neu geschrieben werden müssen.“ Meinolf Stromberg, Vorsitzender des Bundesverbandes Patienten für Homöopathie (BPH) erwartet nun von den Medien, „die sich seit Jahren in ihrem Urteil über die Homöopathie auf das NHMRC-Ergebnis verlassen haben, dass sie nun über die Ergebnisse der ersten Studie berichten werden – und über den Wissenschaftsskandal.“
Christoph Trapp, seit 25 Jahren im Bereich der Komplementärmedizin als Journalist aktiv. Er arbeitet für Redaktionen, sowohl für Print- als auch für Online-Medien, berät Stiftungen und Verbänden in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit und der politischen Vertretung.
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